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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Shoa-Memorial_von_Diener_und_Diener_bei_Paris_3084017.html

05.02.2013

Erforschen und wachhalten

Shoa-Memorial von Diener und Diener bei Paris


„Die Erinnerung an die Shoa geht uns alle an“, sagt Roger Diener auf die Frage, warum sich sein Büro Diener & Diener (Basel/Berlin) 2006 an dem Wettbewerb für ein Museum beteiligt hat, das der Erforschung eines tragischen Kapitels in der Geschichte Drancys, einer Kleinstadt nördlich von Paris, dient: Hier wurde in den 1930er Jahren eine der ersten Wohnhochhaus-Siedlungen Europas gebaut; sie machte sich rasch auch international als Vorbild der Moderne einen Namen. Unmittelbar nach der Fertigstellung jedoch wurde die Cité de la Muette teilweise zu einem Internierungslager für Juden, Roma und andere Opfer des Nationalsozialismus, die von hier aus (meist) nach Auschwitz deportiert wurden.

Das Museum wurde als Shoa-Memorial im letzten Herbst der Öffentlichkeit übergeben. Klar und streng tritt das Gebäude auf – ganz so, wie man es von Diener & Diener kennt und schätzt. Es öffnet sich mit seiner Schmalseite direkt zur gegenüber liegenen Cité de la Muette. Der Blick durch die großen Fensterflächen soll sich auf den Erinnerungsort des ehemaligen Lagers konzentrieren, weshalb die Fenster an der langen Seite des Gebäudes teilweise mit weißen Glas ausgefüllt sind. Der verglaste Eingangsbereich – ebenfalls an der Schmalseite – ist leicht gebogen, sodass sich die Cité de la Muette dort spiegelt.

Roger Diener betont, dass das Gebäude keinesfalls selbst das Thema der Shoah verkörpern soll, aber als ausdrucksstarkes Haus den „Akt des Erinnerns“ und damit die „Arbeit, die mit diesem Auftrag verbunden ist“ darstellt.
Der Vielschichtigkeit dieses Auftrag kommt das Gebäude mit übereinander und voreinander gesetzten Raumschichten nach, was sich nach außen an einer dezenten Staffelung der Obergeschosse bemerkbar macht.

Alle Bereiche und der gesamte Prozess des Erforschens und Wachhaltens der Erinnerung sollen den Besuchern zugänglich sein. Es gibt keine klare Trennung zwischen Verwaltung und öffentlichen Bereichen, und es sei sehr schwierig gewesen, die funktionalen Ansprüche an die Arbeits- und die ästhetischen an die Besucherbereiche in Einklang zu bringen.

Fotos: Christian Richters


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