Was haben David Chipperfield, Steven Holl, Sou Fujimoto, Daniel Libeskind, Kengo Kuma, Massimiliano Fuksas, Dominique Perrault und Bjarke Ingels gemeinsam? Sie stehen alle noch ohne da. 2014 geht der Pritzker-Preis wieder nach Asien: In diesem Jahr wird nach Toyo Ito (2013) und Wang Shu (2012) der 56-jährige Shigeru Ban mit der weltweit renommiertesten Auszeichnung für Architekten für sein Werk geehrt – dies gab die Pritzker-Stiftung am gestrigen Montag in Chicago bekannt.
Der japanische Architekt mit Sitz in Tokio, Paris und New York sei für seine eleganten und innovativen Arbeiten bekannt. Auch seine kreative Verwendung unkonventioneller Materialien bei vielen Hilfsaktionen in Krisengebieten zeichne die Arbeit von Shigeru Ban aus, begründet die Pritzker-Stiftung ihre Entscheidung. Ban entwickelte eine Reihe von Notunterkünfte in Ruanda, Haiti, auf den Philippinen oder in Japan nach dem Tohoku-Erdbeben im Jahr 2011 und verwendete dabei Materialien wie Sperrholz, Kartonrollen, Textilien oder Stroh.
Seine Motivation für die temporären Bauten in Krisengebieten habe mit dem falschen Berufsverständnis der Architekten zu tun, erklärte Ban einmal bei einem Vortrag in Tokio. „Menschen sterben nicht wegen Erdbeben, sie sterben wegen einstürzender Gebäude. Oder werden obdachlos. Gebäude liegen in der Verantwortung der Architekten. Aber wenn es darum geht, temporäre Unterkünfte für diese Menschen zu suchen, arbeiten keine Architekten mit, weil wir zu beschäftigt sind, für privilegierte Personen zu arbeiten“, erklärte Ban.
Eine eindeutige Handschrift hat das gebaute Werk von Shigeru Ban nicht. Projekte wie das Naked House, das Curtain Wall House oder der japanische Pavillon für die Expo in Hannover basieren auf unterschiedlichsten Konzepten, Formen und Bauweisen. In Zürich hatte Shigeru Ban im vergangenen Jahr mit einem innovativen Bürobau aus Holz für Aufsehen gesorgt; mit dem Franzosen Jean de Gastines baute er 2010 das Kulturzentrum Centre Pompidou Metz. Bekannt ist Ban aber vor allem für seine Papier-Architekturen: 1986 entwarf er für die Gestaltung der Alvar-Aalto-Retrospektive im Museum of Modern Art in New York Wände und Decken aus Kartonröhren statt, wie ursprünglich geplant, aus Holz – und hat damit Leichtigkeit in die Architektur gebracht.
„Shigeru Bans großes Wissen über Struktur und seine Wertschätzung für Meister wie Mies van der Rohe und Frei Otto haben zur Entwicklung und Klarheit seiner Bauten beigetragen“, schreibt die Pritzker-Stiftung. „Seine eigene Architektur ist direkt und ehrlich. Sie ist jedoch nie ordinär, und jedes neue Projekt hat eine inspirierte Frische. Die elegante Schlichtheit und scheinbare Mühelosigkeit seiner Werke sind das Ergebnis von jahrelanger Praxis und einer Liebe zur Architektur.“
Shigeru Ban sei ein unermüdlicher Architekt, dessen Arbeit Optimismus ausstrahle. „Wo andere vielleicht unüberwindliche Herausforderungen sehen, sieht Ban einen Aufruf zum Handeln. Wo andere einen erprobte Weg wählen könnten, sieht er eine Möglichkeit für Innovation“, so das Gremium. Am 13. Juni 2014 wird Shigeru Ban der Pritzker-Preis in Amsterdam überreicht – die Auszeichnung ist mit 100.000 Dollar dotiert. (jk)
Zum Thema:
www.pritzkerprize.com
Shigeru Ban hat die Architektur leicht gemacht: Zum Interview mit dem japanischen Architekten auf www.designlines.de
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Stephan | 26.03.2014 12:12 UhrLobenswert
Nach dem Zaha Hadid die gesellschaftliche Verantwortung der Architekten klein redet, wird hier jemand geehrt der sich dieser Verantwortung in allen Belangen bewusst ist.
Eine gute Entscheidung die zum richtigen Zeitpunkt kommt.
(Im nächsten Jahr dürfte dann aber mit Chipperfield auch mal wieder ein Europäer dran sein :)