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25.02.2016
Sommerleichte Experimente
Serpentine stellt fünf Entwürfe für 2016 vor
Von Sophie Jung
Der Serpentine Pavilion ist ein wiederkehrendes Versuchslabor der Architektur. Herzog & de Meuron zeigten etwa 2012 mit ihrem befremdlich glatten, schwebenden See, dass eine gerenderte Kunstwelt auch temporär in die Realität überführt werden kann, und SelgasCano holten letztes Jahr mit ihrer gigantomanen Zuckerstange Alices Wunderland in die Kensington Gardens. Das eine war toll, das andere enttäuschend. Doch Erfolg und Scheitern gehören dazu, wenn das Experiment an oberster Stelle steht.
Ob aber in diesem Jahr mit seinen fünf Beiträgen auch tatsächlich das Wagnis zum Risiko eingegangen wird, ist fraglich. Dabei wird mit dem Pavillon und den ergänzenden vier Summer Houses vom 10. Juni bis zum 9. Oktober eine veritable Architekturausstellung in den Kensington Gardens stattfinden. Die Serpentine Gallery hat nun die Entwürfe aller Teilnehmer veröffentlicht. Neben Bjarke Ingels, der für den Hauptentwurf zuständig ist, werden der Pariser Freidenker Yona Friedman, die erprobten Berliner Architekturmacher Barkow Leibinger und die Londoner Kunlé Adeyemi und Asif Khan eine Neuinterpretation des Queen Caroline’s Temple von William Kent präsentieren.
Bjarke Ingels lotet die Gegensätze von Leichtigkeit und Statik aus und erliegt dabei der Versuchung der Gefälligkeit. In der Technik einer Ziegelmauer will er einen semitransparenten Berggipfel aufschichten. Konstruktiv hat er sich für eine rigide Struktur entschieden, die aber frei ist in der Form ist. Die Plastikziegel sind hohl und das durchsichtig-undurchsichtig Mauerwerk wird sich wie ein Reißverschluss spalten und leicht gewellt um einen Innenraum legen. Bjarke Ingels scheint hier der rein formalen Wirkung Vorrang vor einer schlüssigen inhaltlichen Auseinandersetzung zu geben.
Altmeister Yona Friedman ist da mutiger, denn seine Interpretation des Queen Caroline’s Temples ist nicht viel mehr als Nichts. Seine Installation will die elementarsten Eigenschaften von Architektur, von Schutz und Dach, gänzlich außer Acht lassen. Feine kleine Würfelmodule will er zu einer filigranen Skulptur zusammenfassen und damit Makrosysteme von Architektur, beispielswiese die Stadt als Summe vieler Häuser, sichtbar machen.
Eine ganz andere Position nimmt der Entwurf von Kunlé Adeyemi und seinem Büro NLÉ ein. Anstatt sie wie Friedman aufzulösen, ruft er mit seiner robusten Installation noch einmal die Basics von Architektur in Erinnerung. Dabei will er ein Extrakt des klassizistischen Tempelchens kopieren und es umdrehen. Was mal Pfeiler war, ist jetzt Decke, doch noch immer funktioniert das grundsätzliche Prinzip von Tragwerk und Last.
Einmal das Nichts und einmal das Solide - Yona Friedmans und Kunlé Adeyemis gegensätzliche Entwürfe könnten die vier Summer-House Projekte zu einem räumlich begehbaren Schlagabtausch werden lassen. Doch Barkow Leibinger und Asif Khan wollen sich nicht in die Linie klarer Positionen einfügen. Beide Beiträge setzen sich mit der Historie der Kensington Gardens auseinander. Dabei denken sie nicht so sehr über die Architektur selbst nach – wie Friedmann und Adeyemi – sondern bieten mit ihren Konstruktionen eine Hülle, um die Umgebung zu reflektieren.
Barkow Leibingers überraschend verspielter Entwurf zeigt eine offene Dachstruktur aus Endlosschlaufen. Bei Asif Khan schaut der Besucher durch Holzstäbe, die unterschiedliche Blickwinkel und Perspektiven auf den Park ermöglichen sollen. Es geht also bei Barkow Leibinger und Asif Khan um ein räumliches Erspüren, ganz vorsichtig. Und man fragt sich: Vielleicht etwas zu vorsichtig?
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Sphärische Eisspitze in einem englischen Garten: Entwurf für den Serpentine Pavilion 2016 von Bjarke Ingels, Bild: © Bjarke Ingels Group (BIG)
Einen Hauch von Nichts schlägt Yona Friedman für das Summer House vor, Bild: © AECOM
Blicke durch ein Holzgitter: Entwurf von Asif Khan, Bild: © Asif Khan
Schlaufen von Barkow-Leibinger, Bild: © Barkow Leibinger
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