München ist nicht unbedingt gesegnet mit Ikonen der modernen Architektur. Die Avantgarde der Zwischenkriegszeit hat so gut wie keine Spuren in der bayerischen Landeshauptstadt hinterlassen. Eine gewisse Münchnerische Beharrlichkeit und Traditionsverbundenheit zeichnet das Baugeschehen dieser Zeit aus. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Moderne Fuß fassen. Einer ihrer wichtigsten Protagonisten war Sep Ruf, der mit eleganten, immer auch kontextbezogenen Bauten das Bild der Isarmetropole in der Nachkriegszeit mit geprägt hat.
1908 in München geboren, studierte Ruf von 1926–31 an der TH München Architektur und baute bereits in den Dreißigerjahren reichlich. Wirklich relevant sind jedoch erst seine Bauten aus der Nachkriegszeit. Erinnert sei an den von Ludwig Erhard in Auftrag gegebenen Kanzlerbungalow in Bonn (1963/64) oder den Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel, den er zusammen mit Egon Eiermann realisierte.
In München kennt man vor allem den Wiederaufbau der Maxburg (1953–57), den er in Kooperation mit Theo Pabst verantwortete. Von großer Gelassenheit und subtiler Eleganz ist auch das prominent gelegene Wohngebäude an der Theresienstraße (1950–52), gleich gegenüber des Museum Brandhorst, das vielen sicherlich schon ins Auge gesprungen ist, ohne dass man sofort wüsste, wer der Architekt ist.
Es gibt also noch vieles von Ruf zu entdecken. Genau das hat sich die Sep Ruf Gesellschaft zum Ziel gesetzt, die offiziell bereits im letzten Jahr gegründet wurde und nun an die Öffentlichkeit tritt. Mit Vorträgen, Veranstaltungen und einer Folge von Veröffentlichungen möchte der Verein die „Erforschung, Bewahrung und Verbreitung“ des Werks von Ruf fördern. Auch die Auslobung eines Preises ist geplant. Getragen wird die Gesellschaft von renommierten Köpfen der Münchner Architekturszene. Im Kuratorium sitzen beispielsweise Florian Hufnagl, Winfried Nerdinger und Generalkonservator Mathias Pfeil. Viel findet man momentan noch nicht auf der Webseite der Gesellschaft, aber ein Anfang ist gemacht. (gh)
Zum Thema:
www.seprufgesellschaft.org
Mehr zum Kanzlerbungalow in der Baunetzwoche #366 „Das Wohnzimmer der Nation“.
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Christian Richter | 16.10.2017 17:45 UhrDer Meister der Leichtigkeit
Ein gute Nachricht, und ein sehr lobenswertes Engagement der Initiatoren.
Die Gebäude Rufs zeigen - ganz unabhängig von der gesellschafts- und architekturgeschichtlichen Einordnung - eine wunderbare Leichtigkeit. Die sie meiner Meinung nach im größeren Maßstab leider verlieren, weil der Reduktion hier der Partner fehlt - nämlich die Landschaft als Gegenstück zur filigranen Architektur. Also schnell ein Blick auf den Kanzlerbungalow, und schon ist man wieder glücklich.