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23.06.2023

Flämischer Backsteinrhythmus

Seniorencampus von Sergison Bates architects


Wie so viele andere architektonisch ambitionierte Gebäude in Flandern, entstammt auch das neue Pflegewohnheim im ostflämischen Kruisem einem Open Oproep-Wettbewerb – einem speziellen Verfahren für öffentliche Bauvorhaben, das Bob van Reeth in seinem Amt als Flämischer Baumeister und Berater der Regionalregierung im Jahr 2000 einführte.

In diesem Fall fand das Auswahlverfahren bereits 2011 statt, die zwei Neubauten wurden aber erst Anfang 2023 fertig, also gut zwölf Jahre später. Manche Entwürfe, die so lange brauchen, wirken bei ihrer Fertigstellung deutlich veraltet. Das allerdings lässt sich vom Projekt, das Sergison Bates architects (London/Zürich/Brüssel) realisierten, nicht sagen. Dies liegt unter anderem daran, dass sich die Architekt*innen explizit auf die benachbarte Kirche und ein Kloster, das früher hier stand, beziehen. Die Neubauten strahlen also eine gewisse Zeitlosigkeit aus.

„Unser Ziel war es“, so schreiben Sergison Bates, „dass die Wohngebäude einerseits eine häusliche Wohnlichkeit ausstrahlen, sich andererseits sowohl an dem ehemaligen Kloster orientieren und zur umliegenden Gemeinde öffnen sollten.“ Dazu verteilen sie das Programm auf zwei kompakte Häuser links und rechts der erhaltenen Kirche. Links steht das kleinere Volumen mit 24 Zimmern für betreutes Wohnen, rechts das ungleich größere Volumen mit 102 Zimmern, dazu 17 geräumige Apartments und ein Zentrum für Angebote der Tagespflege. Ein Spa gehört auch zur Anlage, sodass die Bauherrin zu Recht von einem Senioren-Campus spricht. Die zwei Häuser sind durch einen langen Kolonnadengang hinter der Kirche miteinander verbunden.

Mit der Kirche und mit den meisten Gebäuden des Ortes korrespondieren die zwei Neubauten vor allem durch ihre Fassaden aus rötlichem Klinker. Auf die Kirche und die erhaltenen Klostermauern wiederum beziehen sich die in den Fassaden hervorgehobenen, kräftigen Pfeiler, deren Köpfe durch Fertigteile aus Sichtbeton deutlich sichtbar hervortreten und deren Unterschiedlichkeit den Fassaden einen lebendigen Rhythmus verleihen. Dazu tragen auch die verschiedenen Fensterformate und die Farbnuancen der verwendeten Klinkersteine bei. Das Rot der Markisen und das Gelb der Deckenuntersichten über den Loggien wiederum verleihen den Neubauten eine zurückhaltende, zum Ort passende Farbigkeit. (fh)

Fotos: Stijn Bollaert


Zum Thema:

Mehr aktuelle Pflege-Architektur in Flandern haben wir auch in Baunetzwoche#617 zusammengetragen.


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