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02.12.2021
Zwischen Herberge und Co-Working
Seminarhaus im Remstal von Studio Ö
Das Remstal beginnt östlich von Stuttgart und führt von dort in gerader Linie Richtung Aalen am Rand der Schwäbischen Alb. Die Natur ist hier schön, und auch architektonisch tut sich einiges. Im Rahmen der Remstal Gartenschau entstanden 2019 beispielsweise sechzehn Pavillons von Architekt*innen wie Barkow Leibinger, Arno Brandlhuber oder Hild und K. Keine schlechte Umgebung also, um dem alltäglichen Trott zu entkommen mit dem Ziel, sich voll und ganz auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Hierfür gibt es im kleinen Weiler Baach seit kurzem ein Seminarhaus, das von Studio Ö entworfen wurde. Anna Wöllhaf und
Christoph Brösamle betreiben ihr Büro im benachbarten Weinstadt.
Das Vorhaben entstand auf Initiative der jungen Gastronomin Nina Kiesel, deren Familie gegenüber einen Gasthof betreibt. Ursprünglich stand hier ein altes Bauernhaus, dessen Struktur und damit Erhalt sich für das Projekt aber als nicht tauglich erwiesen hatte. Stattdessen entstand ein Neubau, der sich seiner Kubatur nach gut in die Umgebung einfügt. Das in diesem Kontext vielleicht ungewöhnliche Programm zwischen Herberge, Veranstaltungsort, Klausur und Co-Working-Space lässt sich zwar anhand der großen Fenster erahnen. Diskrete 50er-Jahre-Bezüge – etwa das Wellblech der Brüstungsbänder – verweisen aber zugleich auf ein altes Schulhaus, wie man sie noch in vielen ländlichen Gemeinden findet.
Die Architekt*innen unterteilen das Programm in einen Schlaftrakt mit insgesamt 16 Zimmern und einen giebelhohen Gemeinschaftsraum mit Galerie. Dieser durchgesteckte Raum lässt dabei an die zeitgenössische Neuinterpretation einer historischen Scheune denken, wie sie einst auch Teil des alten Bauernhauses war. Statt hölzerner Tore gibt es hier allerdings breite Schiebefenster, die zum rückwärtigen Garten geöffnet werden können. Die Materialisierung des Gebäudes mit viel Sichtbeton ist dabei pragmatisch, aber angenehm reduziert. Die Konzentration während der Klausur sollte hier also nichts stören. (sb)
Fotos: Sebastian Schels
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