Der vermutlich umfangreichste Architekturwettbewerb aller Zeiten geht in seine entscheidende Phase: Eine elfköpfige Jury hat heute unter 1.715 eingereichten Entwürfen aus 77 Nationen sechs Finalisten ausgewählt, die in den nächsten Monaten ihre Konzepte für das geplante Guggenheim-Museum Helsinki ausarbeiten werden. Erfreulich ist, dass auch ein deutscher Teilnehmer in der zweiten Stufe des offenen Wettbewerbs dabei sein wird: das Stuttgarter Büro haas cook zemmrich STUDIO2050, das von zwei langjährigen Partnern und einem ehemaligen Projektleiter von Behnisch Architekten geführt wird. Dagegen hat es keiner der bekannten Stararchitekten in die engere Wahl der Jury geschafft. Die sechs Finalisten sind:
- AGPS Architecture Ltd., Zürich & Los Angeles
- Asif Khan Ltd., London
- Fake Industries Architectural Agonism, New York, Barcelona & Sydney
- haas cook zemmrich STUDIO2050, Stuttgart
- Moreau Kusunoki Architectes, Paris
- SMAR Architecture Studio, Madrid & West-Australien
Die nächste Guggenheim-Filiale in der finnischen Hauptstadt Helsinki soll zentrumsnah auf dem Areal des sogenannten Südhafens entstehen: auf einem 18.500 Quadratmeter großen Grundstück zwischen einem Fährterminal und der kürzlich renovierten Alten Markthalle von 1889. Ein Drittel der geplanten Nutzfläche von 12.100 Quadratmetern ist für Ausstellungsgalerien vorgesehen, der Rest für Depoträume, für die Museumspädagogik, für einen Museumsladen, ein Café, ein Restaurant, eine Multifunktionshalle sowie für Büros. Als Budget stehen 130 Millionen Euro zur Verfügung.
Da die Anonymität der sechs für die zweite Wettbewerbsstufe ausgewählten Entwürfe bis zur endgültigen Entscheidung im Juni 2015 gewahrt bleiben muss, wurden sie bei der Präsentation heute Vormittag nicht den ebenfalls bekannt gegebenen Verfassern zugeordnet. Es darf und muss also vorerst spekuliert werden, welcher Entwurf von wem stammt. Die Jury notierte zu den sechs ausgewählten Arbeiten (mit den im Folgenden genannten Tarnnummern), die eine große Bandbreite an Entwurfsansätzen repräsentieren:
- GH-04380895:
Die Gruppe von Pavillons – ein einzigartiger Vorschlag – fügt sich gut in die städtische Struktur ein. Der Turm mit den Galerien wurde kontrovers diskutiert. Die Jury erkennt das große Potenzial des Entwurfs zur Neudefinition des Typus Museum als städtisches Erlebnis an.
- GH-1128435973:
Das Konzept sieht öffentliche Nutzungen im Erdgeschoss (in der Struktur des vorhandenen Fährterminals) und Ausstellungsflächen darüber vor. Die Jury lobt die industrielle Baustruktur mit ihrer internen Flexibilität und ihrer ausgeprägten Silhouette.
- GH-121371443:
Der außergewöhnliche Entwurf einer strukturierten Glasfassade über einer balkenartigen Tragstruktur bietet eine große Dichte an visuellen Eindrücken. Das Raumprogramm ist allerdings noch zu schematischl, und die Konstruktion erscheint gewagt.
- GH-5059206475:
Das subtile, an ein altes Warenhaus basierende Konzept birgt ein großes Potenzial sowohl für das Museum selbst als auch für das urbane und soziale Gefüge. Die Architektur basiert auf dem Prinzip der Ökologie von Materialien, Formen und Atmosphären.
- GH-5631681770:
Das Projekt ist in einer frühen, konzeptuellen Phase, aber sein nicht-stereotypischer Ansatz bietet dem Museum neue Optionen sowohl in der inneren Ordnung als auch in Beziehung zum städtischen Gewebe. Dem öffentlichen Raum wird besondere Beachtung geschenkt.
- GH-76091181:
Das Konzept eines Ringes von holzverkleideten Türmen um einen (frei zugänglichen) Zentralraum überzeugt. Allerdings muss die Erschließung sowohl hinsichtlich der Effizienz als auch der Komplexität von Besuchererlebnissen weiterentwickelt werden.
Der Jury-Vorsitzende
Mark Wigley betonte, dass jedes der sechs in die engere Wahl gekommenen Büros einen ganz eigenen Weg beschritten hat, um neuen öffentlichen Raum für Helsinki zu generieren und den Bautypus Museum neu zu entwickeln. In der zweiten Wettbewerbsstufe ginge es darum, detaillierter die Frage zu klären, was ein Museum in Zukunft sein könne.
(Oliver G. Hamm)Who is Who? Alle Wettbewerbspläne der Shortlist im Guggenheim Helsinki Design Competition in unserer Bildergalerie, Courtesy of Malcolm Reading Consultants
Zum Thema:
Alle 1.715 Museumsentwürfe unter: designguggenheimhelsinki.org
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d.teil | 25.03.2015 10:24 Uhrunglaublich
ohne erst einmal in die tiefe dieser arbeiten zu schnuppern (und es waren ja man 1700 Arbeiten)....für eine erste Phase sind die Arbeiten (bis auf eine eventuell) UNGLAUBLICH in der Präsentation. Hallo? Wieviel Arbeit steckt man in so einem Lotto Wettbewerb? Waren da wahrhaftig 4 Pläne abzugeben? Incl. Renderings? Das ist nicht in Worte zu fassen. Und von 1700 Arbeiten kommen gerade man 6 Arbeiten in die engere Wahl..........Siehe zum Beispiel Arbeit ...95: Diese Zeichnungen müssen ja wochen gebraucht haben!
Ich bin absolut sprachlos. Und das war komischerweise hier keiner bevor. EIne noch nie gesehene Tiefe für solch einen Wettbewerb. Da wurden Millionen von Eurolinos investiert (wenn auch nur ein Teil der anderen 1700 Arbeiten ähnlich in die Tiefe gingen), in welchem anderen Beruf gibt es sowas? Die Arbeit ....43 gibt MUT!!!!! Ein sehr sehr interessantes Konzept, rein konzeptionell dargestellt und es behauptet sich gegenüber der anderen renderings (in einem siehr man gar ein ultra grosses Holzmodell!!!). Das es diese theorethische Arbeit geschafft hat, finde ich sehr sehr bemerkenswert!..@ Remko: Ihren Einwurf finde ich sowas von daneben! Wo sind das bitte Studentenarbeiten????? Nochmals: Ich kann hier die Auslobung nicht verstehen! Wie kann man verlangen, dass mind. 4 grosse Pläne abzugeben sind? Für eine erste Phase? Wie kann eine Jury in nur 4 tagen solche eine Auswahl treffen? 4 Plände mal 1700 = Aufgerundet 8000 Pläne? Hatte man überhaupt so eine grosse Ausstellungsfläche? Fragen über Fragen.......