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01.04.2019

Experimenta in Heilbronn

Science Center von Sauerbruch Hutton


Von Friederike Meyer

Gestern wurde Heilbronns neue Stadtkrone eröffnet. Der von Sauberbruch Hutton (Berlin) entworfene Stapel aus Stahl, der sich auf der Neckarinsel in den Himmel windet, beherbergt die Erweiterung des Wissenschaftszentrums Experimenta, das seit 2009 im alten Hagenbucher Speicher nebenan untergebracht ist. Weil das Haus, das studioinges (Berlin) damals mit einer froschgrünen Erschließungsfuge ausgebaut hatten so erfolgreich ist, ließ Dieter Schwarz einen Wettbewerb durchführen und gab bei den Siegern einen Erweiterungsbau in Auftrag. Drees & Sommer (Berlin) übernahmen das Management. Über die Bausumme ist nichts bekannt.

Dieter Schwarz ist Sohn der Stadt, Besitzer von Lidl und Kaufland, aktuell reichster Deutscher und Gründer der gleichnamigen Stiftung, die vor allem Bildung fördert. Aus dieser Sicht ist die Experimenta der Auftakt des Bildungscampus der Dieter-Schwarz-Stiftung auf der anderen Seite des Neckar, für den Auer Weber Architekten (Stuttgart) derzeit Seminargebäude, eine Mensa und eine Bibliothek planen. Während es in dem mit 13 Stiftungsprofessuren ausgestatteten Ableger der TU München um Bachelor und Master geht, will die Experimenta als außerschulischer Lernort Kindern, Jugendlichen und Eltern die Phänomene der Wissenschaft näher bringen.

Die Architektur ist dabei selbst Exponat, das erschlossen und verstanden werden will. Ein Papierfaltmodell, das die Architekten beim Rundgang letzte Woche verteilten soll helfen, das Prinzip der „Raum-Spirale“ – wie sie es nennen – zu verstehen. Die Rolltreppen und großräumigen Foyers auf jeder Etage rotieren förmlich um das Gebäude herum und bieten wechselnde Ausblicke auf die Stadt. Sieben durchgehende Stützen halten die Pfosten-Riegel-Stahlkonstruktion, mal hängt die Fassade von oben herab, mal steht sie darauf. Die Entstehungsgeschichte, an der das Ingenieurbüro schlaich bergermann und partner sbp (Stuttgart) mitgewirkt haben, gibt ein schönes Beispiel für die heutige Gleichzeitigkeit analoger und digitaler Entwurfsmethoden ab. Nachdem die favorisierte, handgebaute Modellvariante in den Rechner übertragen war, erzählt Matthias Sauerbruch, generierte das Parametrieprogramm einzelne Module.

Von außen erinnert nichts an die typischen Merkmale eines Sauerbruch-Hutton-Entwurfs – Dieter Schwarz hatte es zwar experimentell, aber nicht farbenfroh gewünscht. Innen jedoch wird die Liebe zum Detail erkennbar. Die Pentagonform der Grundrisse wird spielerisch im Logo der Glastüren, den Bodenfliesen und Sitzbänken variiert. Ein Science Center optisch ansprechend zu gestalten, das zeigen Beispiele anderswo, ist eine Herausforderung. Insofern fällt die angemehm ruhige Einrichtung hier positiv auf. Dass studioinges beauftragt wurden, den unterirdischen Verbindungsgang zum Altbau und die dortigen Räume neu zu gestalten, sorgt zudem für passende Übergänge.

Besucher spiralförmig nach oben zu führen, ist seit Frank Lloyd Wright ein beliebtes Mittel. Doch die Experimenta gleicht weder dem Guggenheim Museum in New York noch dem Neanderthal Museum in Mettmann oder dem Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart. Die Heilbronner Drehbewegung folgt ihrer eigenen Logik. Auf dem Dach endet die Freitreppe an einem Balkon, der den Blick auf das Quartier am Neckarbogen lenkt. Am 17. April öffnet dort die Bundesgartenschau mit der Stadtausstellung.

Fotos: Roland Halbe


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sauerbruch hutton


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Sauerbruch Hutton beschreiben ihren Entwurf als „Raum-Spirale“.

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Durch einen unterirdischen Gang ist der Altbau „Hagenbucher“ mit dem Neubau verbunden.

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Transparente und opake Fassadenfelder zeichnen die Gliederung des Tragwerks nach.

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Im gebäudehohen Atrium sind Studios eingestellt, in denen gebaut und experimentiert werden kann.

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