Auf insgesamt sieben künstlichen Inseln erweitert sich die Stadt Amsterdam nach Osten aufs Ij hinaus. Ijburg nennt sich das größte Stadterweiterungsprogramm seit den Östlichen Hafengebieten mit den alten Industrieinseln um Java, Borneo und Sporenburg. Die Hafengebiete sind – wie geplant – ein modernes architektonisches Aushängeschild für Amsterdam geworden, dem ja immer nachgesagt wird, eine große Disneyland-Kulisse zu sein – nur eben mit Drogen und Prostitution.
Ijburg hingegen besteht zu einem großen Prozentsatz „nur“ aus Ein- und Mehrfamilenhäusern mit geringerem architektonischen Anspruch. Hier geht es sozusagen ruhiger zu. Allerdings sollen bis 2012 48.000 Menschen auf den sieben Inseln leben. Für diese hat der Amsterdamer Stadtrat nun seine Zustimmung zu einem Projekt gegeben hat, das gleichermaßen spektakulär und zukunftweisend werden könnte: die „Floating Gardens“, geplant von Anne Holtrop mit Roderik van der Weijden und Studio Noach.
Holtrop ist sich dabei bewusst, dass die künstliche Konstruktion von schwimmenden Gärten durchaus Widersprüche aufweist: „Wenn Architektur eine Landschaft voller inkohärenter, aber miteinander existierender Widersprüche wäre, die eher betont als angeglichen würden, dann würden ganz neue Möglichkeiten entstehen. Dieses Projekt spielt mit den Widersprüchen: Bauen auf Wasser, Architektur als Landsschaft, private und öffentliche Nutzungen.“
Während sich im Inneren des schwimmenden Gebäudes auf 2.000 Quadratmeter ein Spa einrichten wird, wird die mehrfach gebrochene Oberfläche mit öffentlich zugänglichen Gärten gestaltet werden – quasi als Verlängerung der (künstlichen) Landschaft Ijburgs aufs Wasser hinaus. Die kristalline Oberfläche („wie die Konstruktion eines Steines von Alberto Giacometti“) drückt sich auch in den amorphen Innenräumen ab. Innen und außen werden immer wieder mit einem System von Außenterrassen und -bädern verbunden.
Die Gärten werden vom französischen Vertikalgärtner Patrick Blanc entwickelt, für den Kunst und Pflanzen sowieso kein Wiederspruch sind: „Brauchen Pflanzen natürliche Erde? Nein, die Erde ist doch nur ein Werkzeug. Sie brauchen Tageslicht, Stickstoff und einen Nährboden aus Mineralien, die Wasser und Nährstoffe speichern können.“ Nachhaltig soll das Garten-Spa auch sein. In den künstlichen Landschaften sollen Brutplätze für einheimische Vogel- und Insektenarten eingerichtet werden, die Pflanzen dienen als Dämmmstoff, und das Wasser des Ij wird als Wärme- und Kältespeicher genutzt. Eine vergleichbare Insel sei noch nie gebaut worden, sagen die Architekten. Ende 2011 soll das Projekt fertig sein.
Zum Thema:
Patrick Blanc im Gespräch mit Designlines Living
Buchrezension „Vertikale Gärten“ bei Bücher im BauNetz
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
nr1 | 12.03.2010 10:10 Uhrnaja
witzig und ein wirklich interessanter ansatz. aber warum künstlich solche inseln schaffen? gibt es doch alles bereits ;)