Das aus dem Jahr 1890 stammende Einsiedlerbad im Wiener Stadtbezirk Margareten ist ein klassisches Volksbad aus Zeiten, in denen viele Wohnungen noch nicht mit eigenen Bädern ausgestattet waren. Oft kam das Wasser aufgrund des zu schwachen Drucks und des großen Andrangs nur tropfenweise aus den Duschen, woraus sich der Spitzname „Tröpferlbad“ ableitet. Mit sinkendem Bedarf an derartigen Einrichtungen werden die alten Brausebäder nach und nach den zeitgenössischen Bedürfnissen angepasst und in Spaß- und Saunabäder umgewandelt. So auch das Einsiedlerbad, das von illiz architektur generalüberholt und in ein Familiensommerbad transformiert wurde.
Das in Wien und Zürich ansässige Büro gewann den 2016 ausgeschriebenen Wettbewerb zur Sanierung und Umnutzung des Gründerzeitgebäudes im Einsiedlerpark. Die Stadt Wien als Bauherrin wünschte die vollständige Neugestaltung des bereits bestehenden Sauna- und Duschbereichs im ersten Obergeschoss und die Umsetzung einer Sommernutzung im Erdgeschoss. Diese wurde von den Architekt*innen als teils überdachte, teils offenliegende grün-blaue Beckenlandschaft entwickelt, wobei der vorhandene knappe Raum einigen Einfallsreichtum erforderte.
Freibecken, Spritzdüsen und Wasserspiele seien als barrierefreie „nasse Schublade“ zusammengefasst und ein Stück weit in das Gebäude hineingeschoben worden, heißt es im Projektbeschrieb. Dabei wurden Teile des ursprünglichen Erdgeschosses ausgehöhlt und in eine überdachte Wasserrutsche verwandelt, die den bestehenden Niveauunterschied zwischen Freianlagen und Hochparterre ausnutzt. Die daneben liegende Wand wurde durch eine breite Verglasung ersetzt, die nun Innen- und Außenraum verschränkt. Da die gesamte zur Verfügung stehende Freiluftfläche von den Planschbecken eingenommen wird, befindet sich die Liegewiese im Bereich des Parks, von dem während der Sommermonate ein Stück abgetrennt und in das Areal des Bades inkorporiert wird.
Das Obergeschoss beherbergt neben einer Sauna, die um einen nach oben offenen Frischlufthof erweitert wurde, auch vier Duscheinheiten, sodass das „Tröpferlbad“ hier noch immer seiner einstigen Bestimmung gerecht wird. Die Kosten für die Sanierung des Gebäudes und den Umbau der 926 Quadratmeter großen Nutzfläche lagen bei 3,65 Millionen Euro. (da)
Fotos: Hertha Hurnaus
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