Stimmt, der Titel ist etwas unkorrekt, denn man kann hier nicht wirklich im, sondern nur auf dem Berg schwimmen. Trotzdem ist das Hallenbad tief im Untergrund verwurzelt, denn hierbei handelt es sich nicht um einen kompletten Neubau, sondern um die Teilumnutzung einer bunkerartigen früheren Truppenunterkunft. Gestaltet haben das Projekt illiz architektur (Zürich, Wien), für die Umsetzung war die Schweizer Niederlassung des Ingenieurdienstleisters Pöyry verantwortlich.
Der Standort des Schwimmbads ist der Sportcampus „Allmendli“ der Gemeinde Erlenbach, die etwas südlich von Zürich direkt am See liegt. Zunächst war unklar, wie genau sich die Umnutzung der ausgedienten Unterkunft bewerkstelligen lassen würde. Das Team aus illiz und Pöyry konnte im Vergabeverfahren schließlich durch ihren alternativen Ansatz überzeugen. Das Becken wurde in die bestehende Betonstruktur nur eingehängt, was aufwändige Gründungsarbeiten überflüssig werden ließ. Neben der Technik konnten auch der Eingang und die Garderoben im Bestand untergebracht werden. Geschwommen wird hingegen in einer lichten neuen Halle im Obergeschoss, wobei diese Aussage nun auch wieder nicht ganz richtig ist. Schließlich befindet man sich wegen des eingehängten Beckens ja während des Aufenthalts im Wasser genau unterhalb des Geländeniveaus, sprich also doch wieder irgendwie im Berg – aber lassen wir das und erfreuen uns lieber an der Architektur.
Die nämlich muss als durch und durch gelungen gelten, auch wenn die grünen Kachelvariationen, die an das Eintauchen in einen schattigen, klaren See erinnern sollen, sicherlich nicht jedermanns Sache sind. Denn wie die massive Betonkassettendecke in die schottenartigen Stützen übergeht, das ist von innen wie von außen sehr schön anzusehen. Tagsüber erinnert das dunkel spiegelnde Glasvolumen dabei entfernt an Gordon Bunshafts Erweiterung der Albright-Knox Gallery in Buffalo – während nach Einbruch der Dunkelheit dann die fast schon klassizistisch anmutende Betonstruktur deutlich hervortritt. Die Architektinnen sprechen von einem kontrastreichen Spiel mit Leichtigkeit und Massivität.
An die ursprüngliche Situation am Rande der Schulanlagen von Erlenbach erinnert dabei nur noch wenig, nicht zuletzt, weil der neue Eingang zwischen zwei frisch betonierten Stützwänden in das Gelände eingeschnitten wurde. Im Inneren sind aber durchaus Spuren der Vergangenheit zu erkennen – so wurde beispielsweise die alte Betondecke nur mit einem Schutzanstrich gesichert. Hinsichtlich des Konstruierens im Untergrund konnte Pöyry seine Kompetenzen übrigens kürzlich schon einmal unter Beweis stellen: Das Unternehmen war auch am Bau des Gotthard-Basistunnels beteiligt. (sb)
Fotos: Hertha Hurnaus
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