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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schwedische_Wohnbloecke_von_Tham_-_Videgard_4731406.html

18.04.2016

Piranesi hinter Spinnenweben

Schwedische Wohnblöcke von Tham & Videgård


Manchmal braucht es einfach nur eine Idee, der man folgen muss, auch wenn ihre Umsetzung ungewöhnlich ist. Am Kai des Munksjön See im schwedischen Jönköping haben Tham & Videgård Arkitekter (Stockholm) zwei Wohnblöcke gebaut und lassen in ihrer Architektur immer wieder zwei geometrische Figuren auftauchen: das Quadrat und den Kreis. Aber nein, sie tun es nicht wie die Bauhäusler mit ihrem Versuch, alles auf Grundformen zu reduzieren, sondern wie ein zeitgenössisches Büro, das Freimut und Funktionalität originell verbinden kann.

Zwei Wohnblöcke auf quadratischem Grundriss haben Tham & Videgård Arkitekter leicht versetzt und unterschiedlich orientiert an diese exklusive Seelage gesetzt. Das eine ist grau-braun, das andere schwarz. Dass es zwei Einheiten sind, war eine freie Entscheidung des Büros, das lediglich die Auflage hatte ca. 70 Wohneinheiten zu realisieren. Die Bauten haben, auch aus Gründen der Energieeffizienz, einen eingerückten, ebenfalls quadratischen Kern. Die Etagenplatten drängen weit aus diesem inneren Bau heraus und formen einen  Balkonkranz um jedes Geschoss.

Alle Wohnungen verfügen so über eine großzügige Freifläche. Abgegrenzt werden die Balkone von einer ungewöhnlichen Girlanden-Fassade: Das Geländer eines Gitters aus eloxiertem Aluminium zieht auf jedem Stockwerk eine Reihe von Kreissegmenten nach. Das sähe nach Wellen aus, wäre das Aluminium nicht wie der Putz grau-braun oder schwarz gefärbt. In dieser Farbgebung rufen die Architekten eher das Bild von herabhängenden Spinnenweben wach.

Das Aluminium soll zudem das Sonnenlicht reflektieren und auf diese Weise den weit nach innen gerückten Kern des Baus zusätzlich belichten. Transparente Paneele schirmen die Balkone zudem punktuell ab, schaffen für die Bewohner eine Pufferzone zum intimen häuslichen Inneren und setzen außen Akzente. Trotz der vielen Verspieltheiten sind die beiden Wohnblöcke sehr kompakt, ihre Silhouetten sind klar und gerade gezogen.

Die Mehrzahl der Wohnungen befinden sich an den Ecken der beiden Bauten. Sie werden über einen zentralen Lichthof erschlossen. Die Galerien des Atriums sind in einem Bau kreisrund und im anderen – zwar leicht verdreht, aber selbstverständlich – quadratisch. Einzelne freie Stiegen gehen pro Etage von den Galerien ab und formen gemeinsam eine Piranesi'esque Treppenanlage. Piranesi, Spinnenweben, Wellen und Bauhaus - recht wilde Assoziationen rufen Tham & Videgård Arkitekter hervor. Das ist wohl der Originalität der Bauten geschuldet, die trotzdem sehr unprätentiös daherkommen. (sj)



Fotos: Åke E:son Lindman


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