Zwanzig Schnellbahnminuten südlich der Pariser Innenstadt durchlebt der Neubau des Schulzentrums Dunoyer de Segonzac gerade sein erstes Schuljahr. Er zeigt sich kooperativ gegenüber dem heterogenen vorstädtischen Gefüge und bietet innerhalb seines Volumens mehrere Außenräume. Damit steht er in einer gewissen Tradition von Projekten des für seinen Entwurf verantwortlichen Büros Dietmar Feichtinger Architectes DFA (Montreuil), die von der Groupe scolaire Lucie Aubrac in Nanterre über den Pôle d’excellence éducatif Albert Camus in Coulaines bis hin zum 2020 fertiggestellten Schulzentrum im österreichischen Gloggnitz reicht.
Hervorgegangen ist das Projekt, das in der 65.000 Einwohner*innen zählenden Gemeinde Antony zu finden ist, aus einem Wettbewerb im Jahr 2014. Es ergänzt das öffentliche Bildungsangebot der beiden Sekundarstufen im benachbarten Collège und Lycée Descartes um einen Kindergarten mit sechs Klassen für 180 Kinder und eine Grundschule mit zehn Klassen für 300 Schüler. Beiden Altersstufen steht außerdem ein Tageshort mit je rund 100 Plätzen zur Verfügung. Neben den Schulen befinden sich in ihrer direkten Umgebung unter anderem ein Forschungsinstitut, eine Gesundheitseinrichtung und mehrere Wohntürme aus den 1970er Jahren – alles eingebettet in eine ansonsten kleinteilige Vorstadtstruktur.
Der kompakte Bau umfasst eine Nutzfläche von rund 3.600 Quadratmetern und dehnt sich nahezu über das gesamte Eckgrundstück aus. Nach Norden zeigt er sich gegenüber einer angrenzenden Wohnanlage als markanter Riegel, nach Westen hin zitiert er die aufgelockerte, eingeschossige Pavillonstruktur des benachbarten Gymnasiums. Zum Straßenraum im Osten und Süden schufen die Architekt*innen eine halböffentliche Raumschicht, die der abgerundeten Grundstücksgrenze sowie dem Geländeverlauf folgt. Hier sind unter anderem eine Kantine sowie ein auf Spiel, Sport und Veranstaltungen ausgerichteten Multifunktionssaal untergebracht. Ein Vordach definiert den Eingangsbereich, dem auch ein extern nutzbarer Gymnastiksaal zugeordnet ist.
Die Gruppen- und Klassenräume sind um zwei integrierte Freiflächen organisiert: Zum einen blickt man auf den als Spiellandschaft ausgestalteten Hof des Kindergartens im Erdgeschoss, zum anderen geht es im Obergeschoss über der Kantine und dem Multifunktionssaal hinaus auf eine weitläufige Terrasse.
Dieses Angebot an geschützten Außenräumen spiegelt sich auch in der Gestaltung der Fassaden. In allen Bereichen, die den Kindern vorbehalten sind, bekommen sie durch den Einsatz von Holz einen verbindlichen Charakter. Im Stadtraum präsentiert sich der Schulkomplex hingegen dank der Verwendung von Streckmetallpaneelen homogen und zurückhaltend. (hn)
Fotos: David Boureau
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
Stefan Frischauf | 02.02.2021 16:36 UhrVorstädte sind nicht wirklich anregende Gebäudehaufen
zumal in der Banlieue von Paris. Auch wenn Antony da etwas ruhiger ist als andere Vorstädte. Insofern ist die städtebaulich deutlich ablesbare Verschränkung von Innen- und Außenräumen hier alles andere als "zusammengewürfelt". Ich möchte sagen: das ist eine schöne "Lernlandschaft", die sich spannungsreich da entfaltet. Auch von den Materialien und allen Bezügen her: sehr schön. Ich wäre als Kind froh über eine solche Schule gewesen. Und Sie, @auch ein Architekt?