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14.04.2016
Neubau der Deutschen Botschaft in Wien
Schulz und Schulz gewinnen Wettbewerb
Wann ist ein Gebäude eigentlich zu alt und zu ehrwürdig, um abgerissen zu werden? Hundert Jahre dürften inzwischen wahrscheinlich reichen, rund fünfzig Jahre hingegen nicht. So alt ist nämlich die Deutsche Botschaft in Wien von Rolf Gutbrod, die 1965 eröffnet wurde. Bei einem Wettbewerb 2007 ging man noch von einem Erhalt des durchaus schützenswerten Gebäudes aus. Damals konnten sich die beiden Büros gildehaus.reich architekten und weimar architects mit ihrem Sanierungskonzept durchsetzen. Jetzt wurde ein zweiter Wettbewerb durchgeführt, der den Abriss der bestehenden Gebäude vorsah. Mit dem 1. Preis wurde der Entwurf von Schulz und Schulz Architekten aus Leipzig ausgezeichnet, die mit Därr Landschaftsarchitekten aus Halle (Saale) angetreten waren. Das Ergebnis im Überblick:
- 1. Preis: Schulz und Schulz Architekten, Leipzig, mit Därr Landschaftsarchitekten, Halle (Saale)
- Ein 3. Preis: Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten mit Koeber Landschaftsarchitektur, beide Stuttgart
- Ein 3. Preis: kleyer.koblitz.letzel.freivogel mit sinai Landschaftsarchitekten, beide Berlin
- Ein 3. Preis: querkraft architekten mit zwoPK Landschaftsarchitektur Rode Schier Wagner, beide Wien
- Anerkennung: Glass Kramer Löbbert mit bbz landschaftsarchitekten, beide Berlin
- Anerkennung: rw+ architekten und Martin Schmitt Architektur, beide Berlin, mit freianlage.de Landschaftsarchitektur Grünmüller Staiger, Potsdam
Interessant am Beitrag von Schulz und Schulz – und in geringerem Maße auch dem Entwurf von Glass Kramer Löbbert – ist, dass sie durchaus Aspekte von Gutbrods städtebaulicher Konfiguration aufgreifen. Deutliche andere Setzungen machen hingegen Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten und das Team rw+ architekten und Martin Schmitt Architektur, die mit kompakten Blöcken arbeiten. Die Büros kleyer.koblitz.letzel.freivogel und querkraft architekten versuchen sich hingegen an einer Neukonzeption der Anlage mit länglichen Riegeln. Erstere versuchen es mit einer betont strengen Fassade, letztere mit vielen Terrassen. Beide operieren jedoch mit einem betont neomodernem Ansatz, der an andere Botschaftsbauten aus den Sechzigerjahren denken lässt.
Gründe für den Gesinnungswandel bezüglich des Gutbrod-Baus sind übrigens keine bekannt, jedenfalls keine stichhaltigen. In der Ausschreibung wurde lediglich auf die Möglichkeit verwiesen, bei einem Neubau auch die Residenz des Botschafters auf dem Gelände unterzubringen. Doch gerade der Siegerentwurf zeigt, dass dies durchaus auch im Bestand möglich gewesen wäre. An anderer Stelle wird außerdem das Thema Wirtschaftlichkeit erwähnt, doch auch das ist angesichts der durchaus gegebenen baukulturellen Bedeutung der Botschaft keineswegs überzeugend. Würde man beispielsweise bei einem Repräsentationsbau aus dem späten 19. Jahrhundert ebenso argumentieren? Wohl kaum.
Vor diesem Hintegrund vermutet die Architekturkritikerin Ursula Baus in einem Beitrag für die Deutsche Bauzeitung, dass dem „Auswärtigen Amt das ästhetische Erscheinungsbild des Nachkriegsgebäudes nicht mehr genehm ist“. Alle fünzig Jahre alles neu? Man kann nur hoffen, dass noch ein Umdenken einsetzt und dies nicht zur neuen Botschaft der bundesdeutschen Baukultur im Ausland wird. (sb)
Modellfotos: Bernd Hiepe, Berlin
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1. Preis: Schulz und Schulz Architekten mit DÄRR Landschaftsarchitekten
Ein 3. Preis: Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten (Stuttgart) mit Koeber Landschaftsarchitektur
Ein 3. Preis: kleyer.koblitz.letzel.freivogel mit sinai Landschaftsarchitekten
Ein 3. Preis: querkraft architekten mit zwoPK Landschaftsarchitektur Rode Schier Wagner
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