Dass das Gebäude der Grundschule im Amsterdamer Stadtteil Nieuw-West gründlich erneuert werden musste, war schon länger klar. Jahrzehnte der Vernachlässigung hatten an den robusten, zweigeschossigen Häusern mit ihrer Betonfertigteilfassade aus den 1960ern deutliche Spuren hinterlassen. Erst stand ein Abriss zur Diskussion, so wie im ganzen Viertel viele Wohnblocks der Nachkriegsmoderne abgerissen werden sollten, um die Wohnqualitäten zu verbessern. Erst in den jüngsten Jahren ist ein Umdenken zu erkennen, dass den Bestand nicht nur aus ökologischen Gründen erhält und verbessert. So entschied man sich auch bei der Grundschule für einen radikalen Umbau. Die Ausschreibung gewannen Moke Architecten aus Amsterdam.
Das Gebäude wurde auf seine Betonstruktur zurückgebaut, die technischen Anlagen erneuert. Die alte Fassade wurde komplett ersetzt. Neue Metallpaneele betonen die kräftige Grundstruktur aus Platten und Stützen, dazwischen sitzen zurückgesetzt neue Fassadenfelder aus vertikalen Holzlatten und raumhohen Fenstern. Diese gewähren nicht nur den Kindern großformatige Ausblicke, sie geben auch dem bunten Treiben im Inneren eine Präsenz im Stadtraum. Der Umgang mit der alten Struktur lässt dabei an eine ähnlich lobenswerte Schulsanierung in Berlin denken, die ebenfalls im Sommer 2021 fertiggestellt wurde.
Neben der Erneuerung des Bestands wurde die Schule um mehrere Klassenräume erweitert und mittig eine Aula eingefügt. Alle neuen Räume sind als Massivholzbau ausgeführt, der das Raster und die Dimensionen der alten Betonbauteile fortführt. Auch in der Möblierung nutzen die Architekten viel Holz, von den Gaderoben über die Treppen, Schränke, Sitznischen, Wandtische und die Kücheneinrichtung. Die Aula ist dabei sowohl zentrale Treppe als auch Veranstaltungsraum, dann wird die Treppe zur Sitztribüne.
Der Begriff „neu“ ist allerdings relativ, denn ein Teil des verwendeten Holzes stammt von einer anderswo abgerissenen Sporthalle. Auch die Deckenpaneele aus Holz, die Waschbecken, Türen und Kücheneinrichtung stammen aus anderen Gebäuden. Der zuständige Partner Gianni Cito lobte dahingehend Gemeinde wie Schulverwaltung, die den Vorschlägen der Architekten bezüglich der Weiterverwendung gebrauchter Materialien und Bauteile im Sinne eines zirkulären Bauens ausgesprochen aufgeschlossen gegenüber gestanden hätten. 150 Solarpaneele auf dem Dach versorgen die Schule außerdem mit fast der gesamten benötigten Energie. (fh)
Fotos: Thijs Wolzak
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