Im Stadtzentrum der flämischen Stadt Aalst, in Laufnähe zur von KAAN Architecten entworfenen Stadtbibliothek, liegt die Sekundarschule Sint-Maarteninstituut SMI. Architekt Thomas De Roeck hat hier einst gelernt. Nun gestaltete er zusammen mit seinem Büropartner Wouter Vanheste einzelne Bereiche seiner alten Schule neu. Für das Umbauprojekt gründeten die beiden AUX bureau voor architectuur en stedenbouw in Gentbrugge.
Das SMI erstreckt sich über die gesamte Tiefe eines städtischen Blocks. Im Inneren zeigt es sich geradezu als Collage. Ein Teil entstand in der Zwischenkriegszeit, ein Anbau in den 1950ern. AUX waren mit zwei Bauaufträgen betraut. Erstens sollte eines der Zugangsgebäude zur Straße hin einladender werden. Zweitens galt es, ein Lernzentrum mit flexiblen Räumen zu schaffen. Das Budget betrug 380.000 Euro.
Für den neuen Eingang transformierten die Architekten einen vormals dunklen Korridor, der vom öffentlichen Raum ins Innere der Schule führt – in eine helle „Straße“, die als visuelle Fortsetzung der realen Straße vor dem Schulgebäude funktionieren soll. Dazu tauschten AUX das alte Portal gegen ein neues Schwenktor aus weißem Stahl und setzten den gesamten Torbereich etwas zurück, indem sie die bestehenden Eckpfeiler mit Betonfertigteilen in der gleichen Profilierung verlängerten. Dabei entstand auch ein schützendes Vordach.
Das Stahltor lässt durch ein bodentiefes Seitenfenster auch dann Einblicke zu, wenn es geschlossen ist. In geöffnetem Zustand wirkt es fast wie ein skulpturales Element, das vom Außenraum in den nach innen führenden Verbindungsgang leitet. Dessen Straßencharakter wird durch eine Pflasterung mit quadratischen Beton-Gehwegplatten in Grau und Rot unterstrichen. Weitere Interventionen wie das Entfernen des Putzes von den Deckenbalken, die Verkleidung zweier wuchtiger Stützen mit Spiegeln, ein freistehendes Geländer in Rot und eine Reihe zeitgenössisch gestalteter Hängelampen geben dem Raum einen urbanen Charakter.
Der zweite große Eingriff war der Lernraum. Für diesen standen die ehemalige Bibliothek samt Lesesaal (die wegen ihrer Verlegung in die Stadtbücherei nicht mehr gebraucht wurde) sowie der Pausenraum (dessen Funktion erhalten bleiben sollte) zur Verfügung. Um einen offenen Raum zu schaffen, wurden zwei trennende Ziegelwände abgerissen. Den hinteren Bereich unterteilt nun eine akustisch wirksame Glaswand, im mittleren Teil wurde eine kastenförmige Struktur eingefügt, die unter anderem als Auditorium und Theaterraum genutzt wird. Sie kann mit akustischen Faltwänden vollständig geschlossen werden. Für die Erschließung der einzelnen Raumbereiche wurde ein ehemaliger Flur wieder geöffnet, der lange als Abstellraum gedient hatte.
Mit der Farbe Rot, die die Umbauten markiert, brachten AUX eine Referenz zum heiligen Martin ins Spiel. Als Schutzheiliger der Reisenden und Armen ist er für seinen roten Mantel bekannt, den er mit einem Bettler teilte. Eine zweite findet sich am neuen, weißen Tor, wo die Architekt*innen das Motiv des Stabs verwendeten. (da)
Fotos: Johnny Umans
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