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10.06.2021
Reflexionen auf Beton
Schulsanierung von Brückner & Brückner in der Oberpfalz
9
peter | 11.06.2021 16:04 Uhrangemessenheit
schön, gut gemacht, hochwertig, alles ja - aber der aufgabe einer schulsanierung nicht angemessen. zu abgehoben, theoretisch, unpraktikabel. auch so kann architektur scheitern. gut gemeint, aber thema (teilweise) verfehlt.
manchmal muss man als architekt bei sanierungen seinen eigenen gestaltungswillen im zaum halten, und gerade bei diesem haus hier scheint mir der originalentwurf sehr robust und qualitätvoll gewesen zu sein, so dass man dann als sanierender architekt eher die aufgabe haben sollte, die stärken des bestandes herauszuarbeiten und mit sanften mitteln misstände zu beheben, anstatt den architekten von damals posthum den entwurf besserwisserisch auf links zu drehen. fehlender respekt vor dem können unserer eltern und großeltern ist ein problem, das man bei um- und neubauten leider immer wieder (und ich würde sogar sagen vermehrt) beobachten kann.
auch wir haben hier im büro einmal den fehler gemacht, einen schulbau mit weiß gestrichenen wänden zu planen und zu bauen. das sieht schon nach einer woche schulbetrieb fürchterlich dreckig aus, und so ein haus sollte doch eigentlich jahrelang nutzbar sein, bevor es renoviert werden muss. weiße wände sind zwar zeitgeistig, aber funktionieren weder bei mir zuhause noch in meinem büro und schon gar nicht in einer schule. oder man muss sich von ihnen in totalitärer weise diktieren lassen, aber dazu habe ich als nutzer keine lust.
vielleicht in zukunft mehr darüber nachdenken, für wen wir eigentlich bauen und warum, und dann hand aufs herz - bevor man sich derart verkünstelt.
7
Kollegin | 11.06.2021 08:55 UhrAls Planerin sehe ich
die unglaubliche Arbeit und schiere Menge an Planung und ziehe den Hut.
Dass diese Planung dann zu etwas so Besonderem führt, muss motivierend wirken.
Warum die Fliesen in den Fluren komplett verschwinden mussten ... Schade. Und ja, wie zuvor schon angefragt, ein paar Worte zum Energiekonzept wären wirklich wichtig. Vielleicht kann sich die Architektenschaft dazu im Kommentarbereich kurz äussern.
Alles in Allem eine Freude!
6
julf braun | 10.06.2021 19:16 UhrDiskussionswürdig
Ein Projekt, das wirklich zu reden gibt. Und zwar in alle Richtungen.
1 Hier sieht mensch mal wieder wie räumlich stark (viele) brutalistische Bauten sind. Unter diesem Aspekt ist das Projekt sicherlich ein starkes und auch ein ästhetische Argument für den Erhalt solcher Bauten.
2a Die simplen Aluprofile sind auf den ersten Blick wirklich fantastisch, was die mit dem Ausdruck der Fassade machen. Das macht Freude. Bin gespannt wie die altern.
2b Die Profile sind gleichzeitig aber wirklich nur Dekor. Überhaupt keine Funktion (?). Es ist sicher nicht zielführend, wenn alle Projekte künftig nur noch zwischen Ästhetik und Nachhaltigkeit pendeln und bewertet werden. Da wäre es für solche Profile bald aus. Was schade wäre, aber vielleicht kann man es mit der gesparten Energie durch den Erhalt rechtfertigen?!
3a Die Glaskisten generell, vor allem aber bei einem Schulbau? Versteh ich nicht. Ist unsere Zunft mittlerweile wirklich so Realitätsfremd? Wie kann man so etwas überhauopt einer Bauherrschaft (öffentliche Hand?) verkaufen. Mir unbegreiflich. Das komplette Gegenteil von robuster Architektur, Öko-Bilanz und Umweltverträglichkeit. Gehts am Ende tatsächlich nur um geile Renderings beziehungsweise Fotografien? Es ist so ernüchternd
3b Ich verstehs auch architektonisch nicht. Der Gegensatz Masse und (vermeintliche) Leichtigkeit / Auflösung ist ja interessant, aber dann verstehe ich die Profile wiederum nicht. Die lösen diesen Kontrast doch auf
4a Der Innenausbau / die Materialiserung sind wunderbar. Angemessenheit ist hier das Stichwort, die Fenster in die Klassenräume eine schöne Geste.
4b Die Einfassungen der Eingänge passen irgendwie überhaupt nicht zum Rest des Projektes. Versteh ich auch nicht. Bild 14 könnte auch von jedem x-beliebigem Schulbauprojekt im deutschsprachigen Raum stammen.
Am Ende einer Kritik ist man doch wieder enttäuscht ob der liegengelassenen Möglichkeiten durch die Planenden.
Gibt wahrscheinlich trotzdem genug Auszeichnungen dafür.
5
Christian Kirchberger | 10.06.2021 19:13 UhrEnergie
Die Auseinandersetzung mit der Betonfassade ist in jedem Fall ein spritziger Ansatz im Vergleich zu den sonst leider häufigen eingesetzten Styropor-WDVS Fassaden.
Umso interessanter wären ein paar Worte zum angesprochenen Energiekonzept gewesen.
3
Reinhard04 | 10.06.2021 16:28 Uhrschicker Vogelschreck
"Diese stellen keine Gefahr für Vögel dar, .." liebe Architekten - der Reflexionsgrad der Oberfläche ist ausschlaggebend und nicht die Fugen und Verschraubungen. Sehr verwunderlich, dass der Naturschutz das durchgewunken hat.
2
M.A | 10.06.2021 15:45 UhrDiese stellen keine Gefahr für Vögel dar, erklären die Architekt*innen
"Ich tue dies, weil ich ein absolut reines Gewissen habe."
Christoph Daum
Der Rest ist Geschichte.
10
Paul | 11.06.2021 18:15 UhrMaterial
Kann mich meinem Vorredner @Peter nur anschließen. Diese Hochglanz-Metallplatten sind super empfindlich. Daran wird ein Schulbau auf lange Sicht keine Freude haben.
Einfach mal das Louvre in Lens anschauen - sieht nach Graffitis und Reinigungsarbeiten nur noch schrecklich aus. Wobei mir das Material für einen Museumsbau grundsätzlich noch angemessener erscheint.