Vor mittlerweile acht Jahren rief der Berliner Senat die sogenannte Schulbauoffensive (BSO) ins Leben. Ziel der milliardenschweren Infrastrukturmaßnahme ist es, neue Schulen zu bauen und bestehende fit für die Zukunft zu machen. Die ursprünglich veranschlagten fünf Milliarden Euro für den Zeitraum 2017–27 dürften wohl verdoppelt werden, schrieb der Tagesspiegel im Sommer in einem Zwischenbericht zum Stand der BSO. Pro Jahr werde aktuell eine Milliarde Euro verbaut.
Neben vielen kleinen baulichen Maßnahmen zielt die BSO bei der Arbeit im Bestand auch auf umfassende, denkmalgerechte Sanierungen. Ein Pilotprojekt im Rahmen der BSO ist in diesem Hinblick die Gesamtsanierung der Fichtenberg-Oberschule in Berlin-Steglitz von SSP Rüthnick Architekten (Berlin).
Die Schule eröffnete 1911. Sie stammt von Hans Heinrich Müller, der durch seine ziegelsichtigen Infrastrukturbauten für die Berliner Elektrizitätswerke (Bewag) bekannt wurde, für den Steglitzer Schulbau aber auf die Formensprache der Reformarchitektur zurückgriff. Heute wird die Schule als 4-zügiges Gymnasium mit Inklusionsschwerpunkt Sehen betrieben und von knapp 800 Schüler*innen besucht.
Neben Gebäudehülle, Konstruktion, technischen Anlagen, Brandschutz und Barrierefreiheit stand auch das Thema Clusterbildung auf der Agenda der Planer*innen. Aus der klassischen Flurschule wurde nach dem Umbau freilich keine idealtypische Clusterschule. Doch durch das Brandschutzkonzept sei es nun möglich, die teilweise verbreiterten Flure sowie die große Wandelhalle mit dem historischen Brunnen im ersten Obergeschoss zu möblieren und als Lernbereiche zu nutzen, schreiben SSP Rüthnick. Dazu wurde der Boden in helle und dunkle Bereiche geteilt – erstere markieren die möblierbaren Flächen, letztere müssen frei bleiben. Ein architektonischer Höhepunkt ist die Instandsetzung der Aula, bei der Rabitzdecke und Einbauten rekonstruiert wurden.
SSP Rüthnick betreuten das 9.300 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfassende Projekt in den Leistungsphasen 2 bis 9 als Generalplaner. Die Maßnahmen fanden seit 2017 in vier Bauabschnitten bei laufendem Betrieb statt. Dabei wurden zwei der drei Gebäudeflügel fertiggestellt. Ein letzter, fünfter Bauabschnitt soll im nächsten Jahr abgeschlossen werden, er umfasst die Sanierung des dritten Flügels. Die bisherigen Baukosten liegen laut Planer*innen bei 29,56 Millionen Euro in den Kostengruppen 300 und 400. (gh)
Fotos: Klemens Renner
Zum Thema:
Denkmalgerechte Sanierungen sind ein Schwerpunkt des Berliner Büros SSP Rüthnick. Wichtige Projekte der letzten Jahre sind etwa die Instandsetzung des Robert-Koch-Gymnasiums in Berlin-Kreuzberg von Hermann Blankenstein (2022), die Entwicklung eines klassizistischen Ensembles von Carl von Gontards in Potsdam zum Zentrum für Jüdische Gelehrsamkeit (2021) oder die Ertüchtigung der Rathaus-Erweiterung in Berlin-Wedding von Fritz Bornemann (2019).
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Schmidt | 04.11.2024 11:52 UhrBauen im Bestand
"Die doppelte Chance-Der beste Baustoff ist der Bestand"
In diesem Sinne ein Vorzeigeprojekt nicht nur für Berlin !