Das am östlichen Rand von Paris gelegene 20. Arrondissement gilt traditionell als bunt gemischtes Arbeiter- und Einwandererquartier mit hoher Bevölkerungsdichte. Im heterogenen städtischen Umfeld nahe der Porte de Bagnolet vereint der Schulkomplex der Groupe Scolaire Le Vau auf seinem weitläufigen Gelände Bildungseinrichtungen für alle Altersstufen, vom Kindergarten über eine Vor- und Grundschule bis zur weiterführenden Gesamtschule. Im Rahmen des OASIS-Programms zur Begrünung von Schulhöfen und Bekämpfung städtischer Hitzeinseln entstanden in den letzten Jahren Obst- und Gemüsegärten sowie Picknickplätze. Als Ergänzung wurde außerdem 2022 im Auftrag der Stadt ein „Pädagogischer Pavillon“ nach Plänen des Pariser Büros L’Atelier Senzu (Paris) fertiggestellt.
Die Architekt*innen entwarfen den Rundbau mit kegelförmigem Dach als zusätzlichen Interaktionsort für die Schulgemeinschaft. Der unverwechselbare Pavillon aus Stampflehm und Holz bietet Raum für Bildungs- und Kulturworkshops und beherbergt ein Elterncafé. Durch die Form und Materialität soll sich der nachhaltige Bau von den umgebenden, konventionellen Schulgebäuden deutlich abheben und zudem eine egalitäre, kollaborative Atmosphäre jenseits der gängigen Hierarchien des Schulalltags schaffen. Der Grundriss umfasst auf 80 Quadratmetern einen offenen und flexiblen Multifunktionsraum sowie eine Kochnische, Lagerräume und Santäranlagen. Die dienenden Funktionen verschwinden hinter einer eingestellten, ebenfalls kreisrunden Ziegelwand.
Der egalitäre Anspruch des Programms wird zusätzlich durch die allseitig gleichen Fassaden mit regelmäßig angeordneten Glasdoppeltüren betont. Als Teil der Schulgärten wurde der Pavillon außerdem aus biobasierten und zur Dekarbonisierung beitragenden Materialien konstruiert. Nach Angaben der Architekt*innen handelt es sich dabei um das erste tragende Stampflehmgebäude in Paris. Das markante Holzdach mit Eindeckung aus Zinkblech lässt einen großzügigen und schützenden Innenraum entstehen. Ein kreisförmiges Oberlicht sorgt für Helligkeit. Die Kosten für den Neubau betrugen 470.000 Euro. (uav)
Fotos: Stijn Bollaert
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