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08.09.2021

Umgang mit den 1970ern

Schulhaussanierung und Anbau bei Zürich von Oxid


Die Gemeinde Adliswil liegt am Westufer des Zürichsees, ungefähr zehn Kilometer von Zürichs Stadtzentrum. Im Südosten der etwa 20.000 Einwohner*innen zählenden Kleinstadt liegt der Schulcampus Sonnenberg-Wilsberg mit zwei Grundschulen und zwei Kindergärten. Die in den Hang gestaffelte Anlage stammt aus dem Jahr 1969, entworfen wurde sie damals von Hans Müller und Peter Nietlispach. Nun galt es, die gesamte Anlage energetisch und programmatisch zu ertüchtigen und zu erweitern: An den Sporttrakt wurde ein dreigeschossiger Kopfbau gefügt, die Turnhalle saniert und die ehemalige Schwimmhalle zum Multifunktionssaal umgebaut. Das architektonische Konzept stammt von Oxid Architektur (Zürich).

Die Architekten konnten den Wettbewerb 2017 mit einem Vorschlag gewinnen, der den Bestand so weit wie möglich bewahrt. Nur ein einstöckiger Garderobenpavillon an der Turnhalle musste abgerissen werden, die Umkleiden und der Materialraum wurden in den Neubauteil integriert. Dieser wurde als östlicher Abschluss des Campus gesetzt und so ins bestehende Ensemble und die Hanglage eingefügt, dass auch die Raumfolge der Pausenplätze erhalten blieb. Im Erdgeschoss des Neubaus ist außerdem ein kleiner, überdachter Vorplatz als Ergänzung der Außenräume zu finden. „Dank der vertikalen und horizonalten Staffelung des Baukörpers, der Split-Level-Typologie und der Auslagerung des neuen Saals ins ehemalige Schwimmbad wird die Höhenentwicklung, Körnung und Morphologie des Campus bewahrt“, schreiben Oxid.



Der 1.630 Quadratmeter große Neubauteil wurde in Holzbauweise ausgeführt. Dadurch bewahrt das Projekt weitgehend die Graue Energie im 6.160 Quadratmeter umfassenden Bestand und fügt einen Neubau mit minimiertem CO₂-Ausstoß hinzu. Als Konstruktionsholz wurden Fichten- und Tannenhölzer verwendet, das Holz für die Lignaturdecken und die Fassaden stammt aus Schweizer Wäldern. Nach Angaben von Oxid wächst das verwendete Konstruktionsholz in nur 23 Minuten in den Schweizer Wäldern nach.

Die Fassadengestaltung des Neubaus bezieht sich auf den Altbau: Übernommen wurde das Rot der Fensterrahmen und das Grau der vorbewitterten, hinterlüfteten Holzfassade bildet nun quasi die „Positiv“-Form zum Abdruck der Schalungshölzer im Sichtbeton von 1969. Die Betonfassade des Bestandes wird zudem im Sockelbereich des Neubaus fortgeschrieben.

Das Innere ist um einen großen Erschließungsraum organisiert. Durch die Splitlevel wirkt er weit und offen, belichtet wird er über zwei Oberlichter im Dach, die zugleich für eine Nachtauskühlung sorgen. Glasierte Steingutplatten in kräftigen Blau- und Gelbtönen sorgen für schimmernde Farbakzente an den Wänden, die Architekten sprechen von „identitätsstiftenden Kontrastfarben“. Jedem der holzgetäfelten Klassenzimmer ist ein Gruppenraum zugeordnet; die Einheiten sind über Panoramafenster verbunden. Der neue Campus konnte 2021 eröffnet werden. Die Gesamtkosten werden (nach Schweizer Baukostenplan Gruppen 1-9) mit 21 Millionen Schweizer Franken angegeben, die reinen Gebäudekosten (BKP2) mit 18 Millionen. (fh)

Fotos: René Dürr


Zum Thema:

Mehr zum aktuellen Holzbau in der BAUNETZWOCHE#579 „Hoffnung Holz“


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