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12.08.2024
Compartments statt langer Flure
Schulgebäude in Berlin von PPAG architects
Das Büro PPAG architects aus Wien stellte Anfang des Jahres im Berliner Bezirk Lichtenberg einen Schulneubau fertig, der auf einer Bruttogeschossfläche von knapp 32.000 Quadratmetern zwei Schulen mit rund 1.600 Schülern und Schülerinnen aufnimmt. Doch der Neubau ist nicht einfach nur groß – als Teil der 2016 vom Berliner Senat gestarteten Schulbauoffensive folgt er dem Modell der Berliner Compartmentschule. Dabei nutzen mehrere Schulen ein Gebäude, das in flexibel nutzbare, clusterförmige Unterrichts- und Gruppenbereiche – sogenannte Lernlandschaften – unterteilt ist. Hervor ging der Entwurf aus einem Generalplanerwettbewerb 2019, den die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge als spätere Bauherrin auslobte.
Am westlichen Ende der Allee der Kosmonauten, einer Hauptverkehrsstraße gesäumt von Gewerbegebieten, hohen Plattenbauten und Einfamilienhäusern, nimmt der Bau eine Integrierte Sekundarschule (4- und 6-zügig) sowie ein Gymnasium (4-zügig) auf. In baugleichen Compartments organisieren sich die beiden Schulen wie Finger – drei im Westen für die Sekundarschule, zwei im Osten fürs Gymnasium – um eine Doppelsporthalle. Mit sechs Teilhallen dient diese als Bindeglied und wird von den Compartments gemeinsam genutzt. Die Unterrichtsbereiche selbst setzen sich aus verschiedenen Gruppen-, Lehr- sowie Sanitär- und Ruheräumen zusammen, die sich um je einen multifunktionalen Arbeits- und Aufenthaltsbereich sortieren.
Wie die Turnhallen ist auch das Erdgeschoss kein Teil der Compartments. Es nimmt vielmehr öffentlichere Nutzungen auf. Dabei teilen sich die beiden Schulen den zentralen Eingangsbereich, die Bibliothek sowie den schaltbaren Mehrzwecksaal. Aufgrund der Organisation und Erschließung können die gemeinsam genutzten Bereiche im Erdgeschoss ebenso wie die Sporthallen auch außerschulisch genutzt werden. So soll eine stärkere Integration des Schulbaus in die Nachbarschaft gelingen. Für Orientierung im Haus sorgt die grafische Ausgestaltung der Innenräume, erarbeitet vom Designbüro Bleed aus Wien, die verschiedene Nutzungsbereiche und Wege anzeigt.
Getragen wird der Baukörper von einer Massivbaukonstruktion aus Fertig- und Halbfertigteilen sowie Ortbeton, während gedämmte Holz-Rahmenelementen mit einer Wetterschale aus profiliertem Aluminium die Hülle bilden. Teil der Schule ist außerdem eine Freifläche von noch einmal rund 32.000 Quadratmetern, die verschiedene Spiel-, Erholungs- und Sportbereiche aufnimmt, darunter ein Fußball- und Volleyballfeld, eine Gymnastikwiese sowie Platz zum Bouldern oder Skaten. Ihre Planung übernahmen EGKK Landschaftsarchitektur (Wien), die zudem über weitläufige Wiesenflächen und den Altbaumbestand einen Anschluss an den benachbarten Landschaftspark Herzberge schufen. (sbm)
Fotos: Jan Bitter
Zum Thema:
Die berlinweit erste Compartmentschule wurde letztes Jahr in Pankow fertig. Es handelt sich um die erste einer Reihe modularer Grundschule, die auf einem Wettbewerbsentwurf aus dem Jahr 2019 von Bruno Fioretti Marquez (Berlin/Lugano) basiert. An der Umsetzung der Bauten sind Bruno Fioretti Marquez nur noch am Rande involviert.
Mehr zu neuen Raumkonzepten im deutschen Schulbau in der Baunetzwoche #528
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