Einen Hang zum Expressiven, Ausladenden, Verrückten kann man den Bauten nicht gerade nachsagen. Eher lassen sich – schaut man Beispiele wie das Hannoversche Bildungszentrum oder die Kölner Kühlanlage an – pbr (Osnabrück) als Experten für bodenständige, quadratisch-praktische Kisten bezeichnen. Die Erweiterung des Kieler Wasseramts fällt da schon fast aus dem Rahmen.
Bodenständig kommt auch die Erweiterung der Wolfsburger Carl-Hahn-Schule daher. Oder wie es die Architekten formulieren: Reduktion als Stärke dieses Entwurfs. Ein freistehender, aufs Wesentliche konzentrierter Baukörper, selbstbewusst und zurückhaltend zugleich, heißt es in der Projektbeschreibung. 2012 war der Entwurf mit Glas und hellgrauen Faserzementtafeln in der Fassade als Sieger aus einem Realisierungswettbewerb der Stadt Wolfsburg als Bauherrin hervorgegangen, ausgelobt im Rahmen der Sanierung des Handwerkerviertels.
In drei Jahren Bauzeit entstand der Anbau für die Berufsbildenden Schulen I (BBS I), im Juni wurde das fünfgeschossige Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von 7.168 Quadratmetern und einer Nutzfläche von 2.800 Quadratmetern eingeweiht. Großes Plus für Lehrende und Schüler: Die bisher auf unterschiedliche Gebäude in Wolfsburg verteilten Stellen des BBS I – berufliches Gymnasium, Fachoberschule, Berufsfachschule Wirtschaft und Berufsschule – sind nun an einem Ort konzentriert. Und das zentral in der Stadt, nicht weit vom Hauptbahnhof, mit Blick über die Blechlawine des Bahnhofsparkplatzes rüber zum mächtigen VW-Komplex.
Im direkten Umfeld des Handwerkerviertels soll sich der Bau als „offenes Haus“ einfügen, entsprechend sind Außenräume – entworfen von Kuttner+Kahl Landschaftsarchitekten – und Erdgeschoss als offene Kommunikationsorte angelegt. Freitragende Treppen verbinden die Geschosse im Inneren, eine als „Skywalk“ betitelte Brücke im zweiten Obergeschoss verbindet Alt- mit Neubau.
Innen entschied sich pbr für eine puristische Formensprache in Holz und Sichtbeton, sowohl für Schulleitung und Lehrerlounge im ersten als auch die Unterrichtsräume im zweiten und dritten Stock. Für die praktische Ausbildung der Berufsschülerinnen wurden zudem ein Verkaufsstudio, eine Arztpraxis und ein voll ausgestattetes Großraumbüro eingerichtet. (kat)
Fotos: Christian Bierwagen
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