Wiener Neustadt ist keineswegs ein Teil von Wien, sondern die zweitgrößte Stadt Niederösterreichs, etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Hier hat die Wiener Architektin Gabu Heindl das Bundesgymnasium Zehnergasse um zwei Anbauten erweitert. Damit ergeben sich fünf „unterschiedlich programmierte und gestaltete“ Schulhöfe, was die Architektin – wohl in Anspielung an Herzog/de Meurons Münchener „Fünf Höfe“ – zu dem Wortspiel „Fünf Höfe für die Zehnergasse“ veranlasst hat. Die aus einem Wettbewerbsgewinn hervorgegangene Erweiterung wurde im Juni eröffnet.
Dem bestehenden Schulbau von 1964 wurden zwei neue Bauteile angegliedert, die den offenen Kreuzgrundriss der Schule fortsetzen, jedoch neue Raumformen und Raumgrößen einführen: ein Klassentrakt mit flexibler Nutzung sowie ein neuer Turnhallentrakt mit klassischer Halle, kleineren Sport- und Pausenräumen und einer Außensportmöglichkeit in Form einer bekletterbaren Pergola.
Eine leichte Drehung des Klassentrakt-Neubaus öffnet den „Lese-Hof“ zur Umgebung und zur Sonne. Je Geschoss gruppieren sich vier Unterrichtsräume mit großzügigen Fensternischen rund um freiere, so genannte „Schalträume“ und Pausennischen zu einem „Cluster“. Die zentrale Bibliothek im Erdgeschoss wird in den neuen Lesehof erweitert. Im ersten Stock verbinden sich die Lerninseln der Aufenthalts- und Pausenräumen mit ihren Sonnenbalkonen mit den Ruhe- und Kommunikationszonen. Die begehbare Dachterrasse im zweiten Stock dient als „Frei-Luft-Raum“.
Entlang der Fassaden wird das Wechselspiel zwischen außen und innen zur gestalterischen Leitidee: Im Norden schieben sich Fensternischen weit nach außen und schaffen Raum im Inneren, im Süden vertieft sich die Fassade und bildet Balkone und überdachte Terrassenbereiche aus.
Die alte Schule war mit ihren Fluren und starren Klassenräumen herkömmlich gestaltet und nicht veränderbar. Mit den Erweiterungsbauten ist das Gymnasium Zehnergasse nun flexibler auf zukünftige Formen von Unterricht und Schulleben gerüstet. (-tze)
Fotos: Lisa Rastl, Pez Hejduk, Georg Molterer
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