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20.12.2018

Ornamentale Sachlichkeit bei Zürich

Schulerweiterung von Boltshauser Architekten


Uster ist eine Stadt in der Agglomeration Zürichs – Architekten dürften sie vor allem wegen des wuchtigen Wohnhauses in Sichtbeton von Herzog & de Meuron kennen, das mit seinen turmartigen Wendeltreppen an den vier Gebäudeecken typologisches Neuland betritt. Seit Kurzem gibt es für Architekturfreunde einen weiteren Grund die Stadt am Greifensee zu besuchen: das Primarschulhaus Krämeracker von Boltshauser Architekten, das nach zweijähriger Bauzeit im August fertiggestellt wurde.

Am westlichen Stadtrand erweiterte das Zürcher Büro eine bestehende Schule um eine Turnhalle sowie einen dreigeschossigen Riegel mit viergeschossigem Kopfbau. Die Kontrastierung der Materialien verleiht dem Projekt seine besondere Qualität. Das strenge Fassadenraster aus Betonelementen und Putz kombinierten die Architekten mit roten Terrakottasteinen, was – zusammen mit verschiedenen anderen Details – einen geradezu festlichen Auftritt schafft. Nimmt man den Begriff „ornamental“ nicht streng kunstwissenschaftlich, könnte man von einer geradezu ornamentalen Verwendung der Terrakottasteine sprechen. Diese sind an den entscheidenden Stellen seitlich der beinahe quadratischen Fensterflächen auch funktional legitimiert: Hinter dem Gitter der Steine liegen die zu öffnenden Fensterflügel.

Im Inneren dominieren Sichtbeton, Terrakotta und Glasbausteine, ganz ähnlich wie im Schulhaus Vinci in Suhr bei Aarau von pool Architekten. Auf die heutige Forderung nach Offenheit im Schulbau wurde also in beiden Fällen mit robuster Transluzenz geantwortet – und nicht so sehr mit sachlicher und absoluter Transparenz weiter Glasflächen. Wenn Schüler und Pädagogen offene Verbindungen zwischen Klassenzimmern und Fluren wünschen, können diese durch Schiebewände geschaffen werden. Zur Grundrissorganisation schreiben die Architekten: „Während sich das Erdgeschoss mit der Kindergarten- und Hortsituation durchlässig gibt, entwickeln sich im Obergeschoss räumlich klar getrennte Lernlandschaften, die vertikal über kleine Atrien verknüpft sind.“ Man setzt also auf die heute üblichen Cluster – eine Entscheidung des Bauherrn.

Überraschend ist das Aufbrechen der rechteckigen Ordnung am Boden des Foyers. Die kreisrunden Natursteinmosaiken wollen die Architekten in Anlehnung an die Bodenmosaike der Basilica Santa Maria e San Donato in Murano verstanden wissen. Das Motiv für sich betrachtet würde wohl rasch einen Kitschvorwurf provozieren. Doch im Kontext von Uster wirkt es wie ein Verweis auf die Rolle des Ornaments in der historischen Baukunst. Bodenmosaik und Terrakottasteine an der Fassade bedingen sich gegenseitig: Als unterschiedliche Ausformungen eines Entwerfens, das rationale Strenge und die Lust an einem geradezu schmückenden Gebrauch des Materials ganz selbstverständlich zusammendenkt. (gh)

Fotos: Philip Heckhausen


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Boltshauser Architekten erweiterten die Schule Krämeracker um eine Turnhalle und einen drei- bzw. viergeschossigen Klassentrakt.

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Das strenge Fassadenraster kombinierten die Architekten mit roten Terrakottasteinen, was einen geradezu festlichen Auftritt schafft.

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Die Natursteinmosaiken im Foyer sind als Weiterdenken der Murano-Bautradition zu verstehen.

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Sichtbeton und Glasbausteine im Inneren schaffen Transluzenz.

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