Die Kirche sei in der Krise, so heißt es in letzter Zeit allerorten, das Erzbistum Köln jedoch erweitert aktuell drei seiner Schulstandorte im Kölner Stadtbezirk Lindenthal. Die hier befindlichen Einrichtungen – die Grundschule Domsingschule, das Gymnasium Liebfrauenschule und die Musikschule des Kölner Domchores – erhielten zusätzliche Schul- und Übungsräume sowie eine zentrale Mensa. Entworfen wurde der Neubau, der auch zehn Mietwohnungen umfasst, vom Stuttgarter Büro LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten .
Das Gebäude steht in unmittelbarer Nachbarschaft der 1971 geweihten Kirche Christi Auferstehung von Gottfried Böhm – beziehungsweise dockt es über zwei Geschosse sogar direkt an das Architekturjuwel an, das neben Beton auch aus Ziegeln besteht. Zu diesem Material ist folgender Kommentar des für seine skulpturalen Betonbauten berühmt gewordenen Böhm aus einem Interview mit dem WDR von 2008 überliefert: „Meine Mutter war eine sehr vorsichtige Frau, sie hat nie direkt Kritik geübt, aber sie hat gesagt: Schau doch mal, ein Ziegel ist doch auch etwas sehr Schönes.“
Das dachten sich offenbar auch LRO: Mit ihrem Ziegelbau auf dem 3.000 Quadratmeter großen Grundstück ist ihnen ein Stück Architektur gelungen, das sich vor dem prominenten Nachbarn nicht zu verstecken braucht, ihm aber auch nicht die Schau stiehlt. Der Baukörper – im Pressetext etwas kompliziert als „Gebäudekomplex mittlerer Höhe als bauliche Anlage besonderer Art der Nutzung“ beschrieben – bringt nicht nur neuen Platz für die schulischen Aktivitäten. Durch die Mietwohnungen generiert der „Sonderbau“ auch finanzielle Einnahmen, ein nicht unwichtiger Aspekt angesichts schwindender Zahlen von Gemeindemitgliedern.
Die Erweiterung gliedert sich in drei Gebäudevolumen: Der in Bezug auf seine Höhe zweigeteilte Hauptkorpus wird im Erdgeschoss durch ein zentral gelegenes Foyer erschlossen. Daran angegliedert sind eine Küche und die Sanitäranlagen. Gegenüber befinden sich vier große Probesäle, über denen 26 sogenannte Übezellen im ersten Obergeschoss ergänzt wurden. Die zehn Wohneinheiten mit 80 bis 140 Quadratmetern Wohnfläche sind in der zweiten Gebäudehälfte mit drei Obergeschossen angeordnet, über einen separaten Eingang zugänglich und so vom kirchlich genutzten Teil abgetrennt. Im Untergeschoss befinden sich Tiefgarage, Technik- und Lagerflächen sowie die Sanitärbereiche der Schule.
An den Hauptkörper nach Süden hin angeschlossen ist der eingeschossige Mensabau mit halbrunden Bogenfenstern. Diese öffnen den Blick auf einen alten Kastanienbaumbestand, der zwischen den Gebäuden liegt und zu einer öffentlichen, in die Denkmalliste der Stadt Köln eingetragenen Grünanlage um den Lindenthaler- und den Clarenbachkanal gehört. Das dritte, zweigeschossige Volumen bildet den Übergang zur Kirche. (tl)
Fotos: Roland Halbe
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auch ein | 22.06.2020 09:46 Uhrarchitekt
@alle:
für solche Touren kann man sicher die ehemaligen Praktis buchen, die dieses ganzen seltsamen Gebäude und Fassaden (ich mag Arnos Büro NICHT ) jeweils per Bleistift oder CAD zeichnen mussten.
Eine Tour "schwarzer Klinker, dunkle Fensterrahmen", eine Tour "Cremefarbiges Geklinker" wie hier oder bei DM in KA, die Dritte das Selbe in "Sichtbeton".
Keine Sorge, die inneren Rundbögen, Gewölbe, rundgelutschten Treppenhäuser und Art-Deco-Lämpchen sind immer gleich.
Langweilige Touren werden das....