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06.11.2024
Rückzugsorte im Pavillongarten
Schulerweiterung in Kiel von Schmieder. Dau. Architekten. und DOCK Architekten
Zukunftsweisende Schultypologien gab es bereits vor einhundert Jahren. Das Prinzip der Pavillonschulen erwuchs um 1920 aus der Bewegung des Neuen Bauens. Laubengänge, dezentrale und flache Klassentrakte sowie der Bezug zum Außenraum sind formale Mittel dieses Bautyps und Ausdruck des sich verändernden Anspruchs an die damals stark konservativ geprägte Pädagogik. In Kiel knüpfte Architekt Rudolf Schroeder nach dem Zweiten Weltkrieg erneut an diese Entwicklung an und entwarf über 20 Schulbauten. Mit Unterstützung durch Stadtbaurätin Toni Jensen wurde damals das weltweit größte Ensemble an Pavillonschulen geschaffen.
Danach etablierte sich die Typologie endgültig in Deutschland, und es folgten zahlreiche Beispiele in anderen Städten, unter anderem von Hans Scharoun in Lünen. Die Friedrich-Junge-Schule ist eine der von Schroeder in Kiel entworfenen Schulbauten. Kürzlich sanierte das dort ansässige Büro Schmieder. Dau. Architekten. das unter Denkmalschutz stehende Gebäude und erweiterte es im gleichen Atemzug. Für die Innenausstattung zeichneten DOCK Architekten (Kiel) verantwortlich.
Den Bestand bilden vier eingeschossige Zeilen, die parallel zueinander angeordnet sind. Zwischen diesen entstehen Freiflächen, die direkt von den Klassenräumen begehbar sind. Die Trakte werden zudem über einen Kopfbau mit anschließendem Wandelgang erschlossen. Interventionen am Bestand reduzieren sich auf ein Minimum. Kleinere Einbauten und Raumtrennungen wurden vorgenommen, denn die äußeren beiden Riegel dienen in der heutigen Nutzung als Raum für Verwaltung, Bibliothek und Ganztagsbetreuung. Die Dächer hingegen mussten komplett erneuert werden, da die Tragstruktur nicht mehr standhielt.
In respektvollem Abstand platzierten die Architekt*innen acht einzelne Häuschen mit Satteldächern auf die Höfe der Pavillonschule. Diese fangen den zusätzlichen Raumbedarf der Ganztagsschule auf und werden über die fensterärmere Seite der Klassenräume unter dem Laubengang erschlossen. In den sogenannten Differenzierungshäuschen sind die Nutzungen vielseitig. Lese- und Spielzimmer kommen hier unter, ebenso Räume für Mediengebrauch und Rückzug. Gekennzeichnet ist die jeweilige Nutzung durch farbliche Akzentuierung der Möbel.
Die Häuser mit einer Firsthöhe von knapp sieben Metern wurden in Massivholzbauweise gefertigt und überragen den flachen Bestand deutlich. Innenräumlich zeugt Brettsperrholz von der Konstruktionsart. Die Außenhaut aus gefalztem Zinkblech gibt den Häuschen einen monolithischen Charakter und kontrastiert mit der Ziegelfassade des Bestands. (tg)
Fotos: Joseph Ruben Heicks, Christoph Edelhoff
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