Die Konrad-Zuse-Schule in Berlin-Pankow ist eine Berufsschule mit sonderpädagogischem Schwerpunkt und eine Pilotschule für inklusiven Unterricht. Ihr Hauptgebäude bildet ein dreigeschossiger Backsteinbau aus dem späten 19. Jahrhundert – eher preußische Kadettenanstalt denn progressives Schulhaus also. Die Schule benötigte ein neues Werkstattgebäude, das auf dem großen Vorhof zur Hermann-Hesse-Straße entstehen sollte. Das zweistufige Vergabeverfahren konnten ZRS Architekten Ingenieure (Berlin) gewinnen. Sie schlugen ein Gebäude in reiner Holzbauweise vor, das nun fertig gestellt wurde.
Den zweigeschossigen Neubau rücken sie ganz an die südwestliche Grundstücksgrenze. Trotz seiner Position im Vordergrund soll er durch seine kompakte, schlichte Form klar als Nebengebäude des Backsteinbaus erscheinen. Ein „Schaufenster“ bietet Einblicke von der Straße, Fensterbänder Ausblicke zum Hof. Die barrierefreie Erschließung erfolgt über die Eingangszone mit überdachter Verbindung zum Altbau. Außen überwiegen die dunklen Töne des karbonisierten Fichtenholzes, vertikale Lamellen mit unterschiedlichen Profilen verleihen der Fassade zusätzliche Tiefe. Im Inneren sind die Holzoberflächen hell und warm.
Nur die Bodenplatte und ihre Streifenfundamente bestehen aus Stahlbeton. Das Gebäude darüber – 44,5 Meter lang, 19 Meter breit, 8,80 Meter hoch – ist in Holzrahmenbauweise, mit massiven Holzstützen, Holzunterzügen, Massivholzdecken und Innenwänden aus Brettsperrholz, erstellt. Als Dämmmaterial kommt Zellulose zum Einsatz. Durch die offene Skelettbauweise mit einem Achsmaß von 9 Metern und einer Deckenfeldweite von 4,5 Metern entsteht ein langfristig flexibel nutzbares Gebäude. Die Vorfertigung ermöglichte eine rasche, wirtschaftliche und (vergleichsweise) leise Baustelle. Die Feuerwiderstandsfähigkeit aller tragenden und aussteifenden Bauteile wurde durch Abbrand nachgewiesen. Auf Lüftungs- oder Klimaanlagen konnte aufgrund der diffusionsoffenen Bauweise verzichtet werden. Dieses Nachhaltigkeitskonzept und die Errichtung als reiner Holzbau, so die Architekt*innen, geben dem Schulbau einen „Pilotcharakter“. Was gut zum Schulkonzept passt – und dem Projekt eine Nominierung zum EU Mies Award 2022 einbrachte. (fh)
Fotos: Giacomo Morelli
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peter | 23.11.2021 16:00 Uhrvon innen
vielleicht eine antwort auf die klimakrise (glaube ich aber auch nicht - es gibt einfach nicht annähernd genug holz für ALLE bauvorhaben), aber nicht auf die architekturkrise hierzulande. der innenraum ist eher nichtssagend gestaltet.