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20.10.2017

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Skulpturale Eminenz

Schulerweiterung in Berlin von AFF


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Der neue Erweiterungsbau des Dahlemer Arndt-Gymnasiums passt fast ein wenig zu gut zu der altehrwürdigen Schule, die als eine der besten Berlins gilt. Genau genommen fällt der Bau des Haupthauses, das Wilhelm und Friedrich Hennings zur Gründung der Schule im Jahre 1908 fertigstellten, in die Zeit, in der ein Großteil der Berliner Schulbauten entstand. Nichts Besonderes also, doch als ehemals privates Landschulheim für den preußischen Adel pflegen Bau und Inhalt eine elitäre Tradition. AFF Architekten (Berlin) haben in den vergangenen Jahren bereits mit vielen Beispielen gezeigt, wie Schulen in Berlin anspruchsvoll weitergebaut werden können. In der Königin-Luise-Straße legen sie nun nach zwei Jahren Bauzeit mit einer „grauen Eminenz“ nach.

Skulpturale Objekthaftigkeit, klare Formen mit feinen Texturen – das sind die Markenzeichen von AFF. Mit Hans-Christian Schink haben sie einen Fotografen gefunden, der unter anderem mit seinen Porträts der „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit“ die objekthafte Schönheit skulpturaler Betonpfeiler in karger Landschaft inszeniert hat. Seine Darstellungsweise bringt auch die Arbeiten der Architekten seit Jahren zur Geltung – sowohl der Fotograf als auch die Bürogründer haben thüringische Wurzeln. Während frühere Projekte wie die Anna-Seghers-Schule in Adlershof oder der Umbau eines Lichtenberger DDR-Typenbaus mit auffälligen Mustern und Farben punkten, hat der Arndt-Neubau größere Ähnlichkeit mit Autobahnbrücken: strenger, grauer Gegensatz und gleichzeitig enge Beziehung zur Landschaft.

Die Zurückhaltung zahlt sich aus: Angesichts der Umgebung aus rotem Sportfeld, dem reichen Baumbestand der Villengegend und dem preußischen Altbau scheint es fast, als wäre Grau die einzig mögliche Farbe gewesen. Die dem Büro eigene Verspieltheit kommt subtil daher. Die Betonelemente der Fenster in der Putzfassade sind vorgefertigte Skulpturen. Im Inneren überraschen objekthafte Möbel. Perforierte Verkleidungselemente an Wand und Decken wandeln das Grau der Sichtbetontreppe in einem etwas wärmeren Farbton.

Auch städtebaulich schreibt der Neubau die umgebende Struktur fort, gliedert das Grundstück und fasst einen „Arkadenhof“ von angenehmer Größe ein. Auf alten Bildern sieht man noch den mittlerweile abgerissenen Anbau aus den Sechzigerjahren, den die Architekten als „städtebaulich ungünstig“ bewerteten. Wegen mangelhaftem Brandschutz schon vor Jahren geschlossen, mussten Container seine Funktion erfüllen, bis der Neubau kam. AFF wollen damit „dem historischen öffentlichen Baustein in Dahlem seine Würde zurückgeben“. (dd)

Fotos: Hans-Christian Schink


Zum Thema:

Mehr über die Schulbauten von AFF in Berlin gibt es in der Baunetzwoche #425.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

17

peter | 23.10.2017 16:25 Uhr

grau

alle regen sich hier über das grau und dessen akustik auf. ja, ging mir genauso. affig (!) finde ich hier eher die provokation, die offensichtlich dahinter steckt: das gebäude wurde bewusst ohne menschen, fast völlig ohne künstliche beleuchtung, ganz zu schweigen vom grauen himmel und fehlendem sonnenschein, aber auch mit geschlossenen türen usw. abgelichtet.
die präsentation wurde also von fotograf und architekt mit voller absicht so "krass" und abweisend wie möglich gewählt, das haus maximal "böse" inszeniert. warum? hat aff das nötig? muss man es irgendwem beweisen? das grenzt schon irgendwie an sadismus bzw. andersherum an geradezu panische angst davor, "konventionell" und gefällig zu wirken.

16

gast | 23.10.2017 15:08 Uhr

grau ist das neue bunt

sieht von innen mehr nach gefängnis aus. bin einigermaßen froh, dass ich meine schulzeit nicht in diesem farblosem bau verbringen musste.

15

claus | 23.10.2017 12:53 Uhr

Schwarzweiße Klopse beim Zahnarzt

Es ist – aus meiner Sicht – etwas zu kurz gegriffen dem Gebäude allein formal-funktionale Qualitäten zu attestieren. AFF ist es gelungen im Atrium eine spannende räumliche Schichtung mit Durch- und Ausblicken zu erzeugen. Das sollte man in der Bewertung dieses Gebäudes auch berücksichtigen, denn eine gewisse räumliche Komplexität fördert ebenfalls die Auseinandersetzung der Nutzer mit ihrem Haus und letztlich die Aneignung. Allerdings sehe auch ich die uniforme Erscheinung grau in grau in grau, gepaart mit der Texturlosigkeit der meisten Materialien extrem kritisch. Eine Portion Königsberger Klopse weist eine größere farbliche Komplexität auf als diese Schule. Was schade ist.

Es ist allerdings gleichzeitig anzumerken, dass dieses Projekt immerhin mehr Mumm hat, als die klinischen Innenräume der Hockenheimer Berufsschule. Sicher werden letztere von den Nutzern leichter akzeptiert werden, jedoch drängt sich beim Betrachten das Bild einer Zahnarztpraxis, und nicht einer schule auf.

Grundsätzlich empfand ich die Kritik an der Hockenheimer Schule durchaus berechtigt. Es muss darüber diskutiert werden, wie die propagierten Plus-Energie-Häuser(Schulen) am Ende wirklich aufgebaut sind und funktionieren. Die Architektur droht in diesem Zusammenhang vollständig zum bloßen design abgekapselt und endgültig marginalisiert zu werden. Statt über tatsächlich ressourcenschonende Bauweisen nachzudenken, bedient man sich der Haustechnik als vermeintlich nachhaltigen Ablasshandel. Die Industrie freut sich, und das eigene Gehirn träumt von der Toskana. Die Architektur muss hier gegenüber der Haustechnik wieder Boden gutmachen und Alternativen vorschlagen.

14

E.Strich | 23.10.2017 10:43 Uhr

Hohes Ross

Der Architekt und Kritiker mag Beton. Aber nur weil ein Gebäude formal und funtkional gut gelöst ist, ist es nicht automatisch ein gutes Gebäude.
Die Nutzer eines Gebäudes sind in der Regel nunmal nicht Fachleute die ein Gebäude nach Form und Funktion bewerten.
Die Oberfläche Beton wird unbewußt mit ganz anderen Emotionen verknüpft, wie das beim geschulten Fachmann der Fall ist.
Solange Architekten dies immer noch arrogant ignorieren, und weiterhin ganze Lebensräume grau in grau gestalten, muss sich der Berufstand auch zurecht Kritik wie "Bunker- oder Knastarchitektur" gefallen lassen.

13

solong | 23.10.2017 10:13 Uhr

...rückschrittlich...

bis hinten vor ... keine offenen lernlandschaften ... verheerende schallschutzeigenschaften der foyer und flurzonen ... und eine anmutung ... von 1970 ... schade um die vertane chance ...

12

Retter | 21.10.2017 18:34 Uhr

@Alexander

Der zweite Rettungsweg wird wohl über das Bestands-Treppenhaus laufen...

11

Ernst | 21.10.2017 17:37 Uhr

zwei Schulbauten im Baunetz

Am gleichen Tag, an dem diese begeisterte Baunetz-Meldung veröffentlicht wird, wird in einer zweiten Meldung die Berufsschule in Hockenheim vom gleichen Baunetz-Autor in Grund und Boden kritisiert: für die Nutzung des Baustoffs Beton, für die Tatsache, dass ein maroder Altbau durch einen Neubau ersetzt wurde, für den Einsatz von Haustechnik, die nach Meinung des Autors die gesteckten hohen Ziele in punkto Nachhaltigkeit nicht oder auf die falsche Weise erfüllt.
Bei diesem Projekt dagegen scheint der Autor weder im Beton oder in der WDVS-Fassade noch im Abriss eines als "städtebaulich ungünstig" bewerteten Altbaus ein Problem zu sehen. Liegt dies nur daran, dass hier gar nicht erst mit Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz geworben wird? Ich finde dieses Projekt auch architektonisch interessanter als das in Hockenheim, das wesentlich biederer daherkommt. Aber gerade wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, frage ich mich, welches der zwei Gebäude bei seinen Benutzern mehr von den positiven Gefühlen erzeugt, die einem Gebäude im Sinne "ästhetischer Nachhaltigkeit" eine lange Lebensdauer bescheren. Die bei aller fehlenden Innovation doch freundlich wirkenden Räume und Materialien der Berufsschule in Hockenheim oder die wirklich sehr tristen und abweisenden Innenräume dieses Baus, die zu Vandalismus und ruppigem Umgang mit dem Interieur geradzu herauszufordern scheinen.

10

max | 21.10.2017 12:43 Uhr

soso

...lustig immer wissen zu wollen was "normalen Leuten" so gefällt.

9

remko | 20.10.2017 23:43 Uhr

...

Suizidales Gebäude mit Knastatmosphäre. Fehlt nur noch das Sprunggitter, das sich quer durchs Atrium spannt.

8

Stefanie Meyer | 20.10.2017 23:14 Uhr

Grau

Grau in Grau, hart und kantig...dem Architekten gefällts, dem Grossteil der Bevölkerung und Nutzer eher nicht. Kein Wunder, erinnert es ''normale Bürger'' doch sehr an eine Bauruine deren Investor das Geld mitten im Bau ausgegangen ist. Andere erinnert es an die Betonhäuser in denen die Bundeswehr ihre Übungen veranstaltet. Grauer harter kantiger Schulalltag.

7

alexander | 20.10.2017 22:45 Uhr

supercool...ähm...deutsch:kalt

"Perforierte Verkleidungselemente an Wand und Decken wandeln das Grau der Sichtbetontreppe in einem etwas wärmeren Farbton."
bei diesem warmen farbton wird mir gleich warm um´s herz!
ich bin eher ein minimalist, aber bei dem inneren muss ich glatt an einen knast denken.

und nein, es ist nicht witzig, wenn es keine schallabsorbierenden flächen im treppenhaus gibt -auch damit ist es ausreichend laut-, aber vielleicht sind es ja die "perforierten vekleidungselemente".

und by the way: da ich im grundriss nicht soo viele treppenhäuser erkennen kann, müsste die skulptural auslaufende treppe ebenfalls als fluchttreppe fungieren. ich frage mich, wie so eine breiter werdende treppe, bei der es nur ein handlauf bis zum niveau des eg´s schafft, genehmigt bzw. abgenommen wurde!?? weiß es hier jemand?

cheers...ich trinke jetzt mal einen rotwein...wegen der farbe

6

Vertreter | 20.10.2017 21:40 Uhr

der neuesten Generation

@Zaphod:
Ich hoffe und denke, das wird's aushalten können. ;)
___
@ABC:
Als ich diese spannende Treppe gesehen habe, dacht ich mir schon, dass wieder einer die Formalismus-Keule schwingen wird. Sie haben selbst während ihrer Schulzeit wahrscheinlich nie auf einer Treppenstufe abgehangen?
___
@so ein archi:
Wenn's zur Pause klingelt, fänd ich es eher traurig, wenn es nicht laut wird auf dem Gang... Problematisch wäre es doch eher, wenn während des Unterrichts jedes Wort, das im Foyer gesprochen wird im Klassenzimmer zu hören ist? Und ich bin mir sicher, die Herren AFF haben den einen oder anderen fähigen Fachplaner in ihrem Team gehabt...
___
Schöne Bilder. Wäre ich hier zur Schule gegangen, wäre ich vielleicht eher auf die Idee gekommen, dass Gebäude was schönes sind.

5

so ein archi | 20.10.2017 18:17 Uhr

Pausenklingeln....

An sich ganz geil, aber in dem Foyer möchte ich nicht stehen wenn es zur Pause klingelt und 400 Kinder zur Hofpause traben. Stichwort Schallschluckende Flächen...

4

peter | 20.10.2017 17:45 Uhr

schön!

ein rundum sehr gut gestaltetes zeitgemäßes gebäude. beeindruckend!

nur warum werden bei schulgebäuden eigentlich so selten die klassenräume gezeigt? eigentlich sind diese doch die hauptsache (und nicht leicht zugleich gut und funktional zu gestalten)!

3

ABC | 20.10.2017 17:10 Uhr

Formalismus

Der Treppenantritt musste formal mit der Kante der Öffnung darüber abschließen, deshalb ist der im Bild linke Teil nicht nutzbar. Das findet man spätestens dann heraus, wenn es zu spät ist....

2

Zbig | 20.10.2017 17:03 Uhr

Gestalt und Form

das hat wirklich ein Like verdient

1

Zaphod | 20.10.2017 16:38 Uhr

...

So neu und von den künftigen Nutzern unangetastet könnte man meinen hier wird der Kader für das dunkle Imperium in Star Wars ausgebildet.
Aber mit den kahlen und kalten Wänden wollen die Architekten Lehrer und Jugendliche bestimmt zur farbenfrohen Aufhübschung mit Postern, Transparenten, Bildern, etc provozieren ;-)

 
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