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26.04.2017
Turnen unterm Kreuzgang
Schulerweiterung in Bamberg von Peck.Daam
Neu eröffnete Schulbauten sind heutzutage fast immer Gegenstand einer kritischen – manchmal geradezu ideologisch geführten – Diskussion, in der nach der Umsetzung pädagogischer Reformansätze im Medium Raum gefragt wird. Beim kürzlich bezogenen Erweiterungsbau der Maria-Ward-Schulen in Bamberg von Daam.Peck Architekten (München) würde eine solche Debatte jedoch an der Zielsetzung des Gebäudes vorbeigehen. Abgesehen davon, dass die bayerische Pädagogik grundsätzlich wenig reformfreudig ist, ging es beim nun vollendeten Schulbau schlicht und ergreifend um das Schaffen dringend notwendiger Flächen im hochgradig diffizilen städtebaulichen Kontext der historischen Altstadt Bambergs, die als UNESCO-Weltkulturerbe klassifiziert ist.
Neun Klassenzimmer, der Kunstbereich, eine Doppelturnhalle sowie eine bisher nicht vorhandene Aula wurden in dem 15 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau untergebracht, den die Architekten nach einem gewonnen Wettbewerb in gut dreijähriger Bauzeit realisieren konnten. Insgesamt acht Büros hatte das Erzbistum Bamberg im Jahr 2011 eingeladen, um Pläne für eine Erweiterung der beiden Maria-Ward-Schulen – ein Gymnasium und eine Realschule für insgesamt knapp 1.500 Schülerinnen – im Herzen der Altstadt zu erarbeiten. Die Auseinandersetzung mit dem historischen Baubestand hatte dabei natürlich oberste Priorität.
Wie beengt die Verhältnisse vor Ort sind, machen Grundrisse und Schnitte klar. Um einen maßstäblich angebrachten und zurückhaltenden Baukörper realisieren zu können, legten die Architekten das Bodenniveau der Turnhalle in das zweite Untergeschoss. Das Dach der Turnhalle mit ihren Oberlichtern wurde zum Hof auf Erdgeschossniveau, an dessen nördlicher Seite ein dreigeschossiger und an dessen südlicher Seite ein zweigeschossiger Trakt mit Klassenzimmern liegen. Die Architekten sprechen von der Idee eines Kreuzgangs, die hier, passend zur katholischen Mädchenschule, anklingen soll.
Tatsächlich zeigt sich der Innenhof – gestaltet von den Landschaftsarchitekten grabner huber lipp – als sehr brauchbarer, halböffentlicher Freiraum in der beengten Altstadt. Unter dem südlichen Klassenzimmertrakt liegt ein offener, regengeschützter Spielbereich, während die Oberlichter der Turnhalle im Hof selbst mit großzügigen Sitzflächen aus Holz gerahmt wurden, so dass ein echter Aufenthaltsraum entstand. Direkt an den Hof schließt außerdem die Aula an. Die Klassenzimmer liegen in den beiden Obergeschossen. Gekonnt arbeiteten die Architekten mit Sichtbeton, massiven Holzeinbauten und gelungenen Fenstersetzungen. Ähnlich direkt, klar und schnörkellos zeigen sich auch die Fassaden. Hier kamen sandfarbene, schmale Klinker zum Einsatz und gliedernde Betonbänder zeigen die Geschossebenen an. Hinter den geschlitzten Messingblechen liegt die Belüftungselemente.
Die Eröffnung des Erweiterungsbaus markiert noch nicht das Ende der Bauarbeiten an dem Bamberger Schulkomplex. Als nächstes ist das direkt gegenüberliegende Gebäude aus den Sechzigerjahren dran. Es wird abgerissen und soll bis 2012 durch einen Neubau ersetzt werden. Der nun bezogene Bau lässt hoffen, dass man auch hier wieder ein anspruchsvolles Haus bauen wird. (gh)
Fotos: Gerhard Hagen
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