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21.09.2015
Wechselspiel
Schulerweiterung im Elsass
Kleinstädte auf dem Land klagen selten über zu lebhafte, dicht bebaute Altstadtkerne – in der 5.500-Einwohner-Gemeinde Benfeld stellte genau diese Tatsache eine Herausforderung für den Erweiterungsbau einer Grundschule dar.
Benannt nach dem französischen Politiker, der zusammen mit Gustav Stresemann 1926 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, litt die Aristide Briand Primary School an Raummangel für ihre etwa 300 Schüler. Die Straßburger Architekten von Lionel Debs Architectures schafften mit einem knapp drei Millionen-Euro-Neubau Abhilfe.
Der Bauplatz inmitten einer Umgebung aus dem Spätmittelalter brachte jedoch vielerlei Beschränkungen mit sich: Der hohe Grundwasserspiegel und die schlecht beschaffene Tragfähigkeit des Bodens bereiteten Probleme, zusätzlich galt es, dem umgebenden Bestand in Form und Materialität Respekt zu zollen.
Die Architekten Lionel Debs und sein Partner Matthieu Buisson antworten darauf, indem sie einen länglichen Baukörper von 700 Quadratmetern Größe rechtwinklig zum Bestandgebäude platzieren. In seiner relativen Höhe, Positionierung sowie Materialität und Farbigkeit bildet das Volumen aus sandfarbenen Ziegeln eine weiche visuelle Verknüpfung mit der baulichen Nachbarschaft. Trotzdem bildet der Erweiterungsbau ein markantes Profil aus: Sein Obergeschoss kragt um etwa eine Raumbreite über der Erdgeschosszone aus und bildet so einen überdachten Bereich entlang der Ostfassade. Die Klassenzimmer befinden sich längs angeordnet in dem auskragenden Gebäudeteil, sie und der dazugehörige Erschließungsflur werden durch zwei jeweils 30 Meter lange schräge Oberlichtbänder mit Tageslicht versorgt und natürlich belüftet. Diese sheddachähnlich ausgeführten Fenster prägen die Silhouette des Baukörpers zusätzlich.
Eine breite, zu beiden Längsseiten verglaste Eingangshalle bildet gleichzeitig einen Durchgang und damit Verbindungsweg zwischen dem östlichen Marktplatz und den Gärten auf der anderen Hausseite. Prägendes Element im Empfangsbereich ist eine monolithische Betontreppe, die eine Verbindung zwischen allen Geschossen in Alt- und Neubau schafft. Sichtbeton und Holz dominieren das Erscheinungsbild der Innenräume.
Das Innen und Außen ihres Schulgebäudes sehen die Architekten bestimmt vom Wechselspiel veredelter und roher Materialien. Hier trifft Beton auf handgefertigte Ziegel, unbehandeltes Holz auf Holzfaser-Deckenverkleidung, und matt lackiertes Aluminium auf Zinkdach. (lr)
Fotos: Emmanuel Kuhn /LDA
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