Der Stadtbezirk Wilanów im Süden von Warschau verfügt über einen wunderschönen Palast, doch städtebaulich ist die Gegend ziemlich weitläufig und undefiniert. Mit dieser Herausforderung mussten sich Staab Architekten (Berlin) auseinandersetzen, die hier kürzlich die deutsch-polnische Willy-Brandt-Schule fertig stellen konnten. Den Wettbewerb für das Projekt hatten sie 2008 gewonnen.
Ihr Entwurf unterschied sich damals von den anderen beiden platzierten Beiträgen (Lederer Ragnarsdóttir Oei; Atelier Kempe Thill), die jeweils ein einziges, eher monumentales Gebäude vorsahen. Staab Architekten hingegen projektierten ein Ensemble aus mehreren Baukörpern, die nicht so sehr aus der Distanz als in ihrer unmittelbaren Umgebung ihre Wirkung entfalten sollten. Ein schlauer Pragmatismus angesichts der räumlichen Voraussetzungen, die heute noch immer eher an ein Gewerbegebiet denken lassen.
Beim realisierten Gebäude konnte der ursprüngliche Ansatz weitestgehend beibehalten werden, indem das Grundstück entsprechend den Hauptnutzungen in verschiedene Bereiche unterteilt wurde. Grundschule, Gymnasium, Sporthalle und allgemeine Funktionen wie Aula, Mensa und Bibliothek verhalten sich jeweils auf spezifische Weise zum Außenraum und definieren damit auch die Baukörper. Erschlossen wird die Schule über ein zentrales Foyer, das der Schule zugleich als Kommunikationsraum dient.
Die im Wettbewerb zunächst abstrakt gehaltene Fassade wurde mit der Umsetzung deutlich konkreter und erinnert nun entfernt an klassisch-moderne Vorbilder wie beispielsweise von Erwin Gutkind. Die Gestaltung der Innenräume ist in Kooperation mit Friederike Tebbe vom Studio Farbarchiv entstanden. Die Unterteilung der Stockwerke ist dunkel abgesetzt, während die Wandflächen metallisch hell glänzen. Im Inneren überwiegen dagegen starke Farben, was in gutem Gegensatz zur Nachbarschaft steht: Zumindest beim Lernen kann so eine gewisse Intensität entstehen. (sb)
Fotos: Marcus Ebener
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Profil // Volker Staab from BauNetz Media on Vimeo.
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