Während in deutschen Großstädten derzeit schon mal Schulen für an die 1.000 Schüler*innen geplant werden, gibt es auch Orte, an denen der Bedarf weitaus geringer ausfällt. Zum Beispiel im kleinen Dorf Sauland im südlichen Norwegen, in dem das Wiener Büro PPAG in Kooperation mit Helen & Hard (Oslo) kürzlich einen Schulbau fertigstellte. Gerade mal 150 Kinder lernen hier seit kurzem in einer Architektur, die dem derzeit beliebten Cluster-Prinzip folgt. PPAG sind quasi alte Hasen im Bereich Bildungsbau, rund 30 Schulprojekte hat das Büro in den letzten zehn Jahren erarbeitet. Nach dem Cluster-Modell konnten sie bereits 2014 erfolgreich den Bildungsampus im Wiener Sonnenwendviertel umsetzen. Im letzten Jahr entschieden sie mit einem ähnlichen Ansatz den Wettbewerb für eine Sekundarschule an der Allee der Kosmonauten in Berlin-Lichtenberg für sich.
Für Sauland ist die Sekundarschule das größte Bauprojekt seit 20 Jahren. Das Raumprogramm wurde auf insgesamt 2.230 Quadratmeter Bruttogrundfläche untergebracht. Projektorientiertes Arbeiten und freies Lernen in vertrauter Umgebung sind Grundlagen des Unterrichts in Norwegen und waren Vorgaben für den Entwurf. Den Häusern im Dorf ähnelnd, entwarfen die Architekten von PPAG und Helen & Hard eine Typologie aus zueinander leicht verdreht angeordneten Holzhäusern, die sowohl in Konstellation als auch eigenständig funktionieren. Um ein zentrales polygonal geschnittenes Forum gruppieren sich auf zwei Geschossen Klassen- und Fachräume sowie Räume für die Lehrer*innen und eine Bibliothek. Angegliedert an eines der Gebäude ist eine Sporthalle.
Gemäß dem Cluster-Prinzip wird auch das Forum mit seiner großen Treppe samt Sitzstufen und vielen kleinen Rückzugsnischen pädagogisch genutzt. Öffnungen in verschiedenen Formaten schaffen im Inneren Blickbeziehungen über die Räume hinweg. Nach außen rahmen sie die norwegische Landschaft. Über außenliegende Treppen haben die Kinder auch aus dem ersten Obergeschoss direkten Zugang zum umliegenden Freiraum.
Als ein Haus zum Anfassen, so beschreiben die Architekten ihr Gebäude im Hinblick auf die Materialwahl. Ein Großteil der Schule ist in Brettsperrholzplatten ausgeführt. Mit den bekannten raumklimatischen und atmosphärischen Eigenschaften des Naturbaustoffs erhoffen sich die Architekten, die Kinder zur Interaktion mit dem Gebäude zu animieren. Das wird damit gewisserweise selbst zu einem Werkzeug der Pädagogik. (kg)
Fotos: Wolfgang Thaler
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