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20.03.2012

Vibration der Fassade

Schule von Feichtinger bei Paris fertig


Die Verlängerung der Pariser Prachtstraße Champs Elysées bildet die Hauptachse des Büroviertels La Défense mit seinem markanten Grand Arche von Spreckelsen. Noch ein wenig weiter stadtauswärts, aber noch in Sichtweite der Türme von La Défense, beginnen die Sozialwohnungssiedlungen von Nanterre. Mit idyllischen Straßennnamen, die an die französischen Provinzen erinnern, lagern hier Zeilenbauten der Nachkriegszeit. In diesem Viertel hatte der aus Österreich stammende und in Paris ansässige Architekt Dietmar Feichtinger im Jahre 2007 einen Wettbewerb für den Neubau einer Grundschule gewonnen. Im Januar 2012 schließlich wurde sie eingeweiht, die Groupe scolaire Lucie Aubrac in Nanterre.

Der Architekt wollte hier „eine öffentliche Einrichtung  mit einer starken Identität“ schaffen. Die freie Form  unterscheidet das Gebäude von seinem rigiden Umfeld der ‚Province de France‘. Die stark befahrene Route Nationale 314 verläuft im Westen über dem Schulneubau. Das Gelände wurde abgegraben und der entstandene Erdwall begrünt.
 
Das Schulzentrum organisiert sich um zwei Höfe, die den Kindern unterschiedliche Außenbereiche bieten. Der Hof des Kindergartens wurde als Quadrat ausgebildet, der Hof der Volksschule als Trapez. Im Süden wird das Schulgelände durch die Turnhalle abgeschlossen. Im Osten befindet sich eine Horteinrichtung für die in Frankreich seit jeher übliche Ganztagesbetreuung. Dieser Hort ist aber auch für die Bewohner des Viertels zugänglich und fungiert mit seiner Bibliothek und dem Dokumentationszentrum als ‚Haus der Nachbarschaft‘. 
 
Der Haupteingang der Schule befindet sich im Norden unter dem auskragenden Volumen der Bibliothek.  Sichtbar von der Rue de Savoye aus, bietet es einen großzügig überdeckten Vorbereich. Das gesamte Schulgebäude wird von einem Gang  mit unterschiedlichen Fenstergrößen und direktem Zugang zu den Klassenräumen umgeben. Der Gang bietet einen effektiven Schallschutz für die ausschließlich zum Hof hin ausgerichteten Klassenräumen.

Der sich über zwei Geschosse erstreckende Kindergarten mit fünf Gruppenräumen wird über die Eingangshalle erschlossen. Die Gemeinschaftseinrichtungen für Hort, Kindergarten und Volksschule wie Informatikraum, Bibliothek, Bewegungsraum, Musikzimmer und Sprachlabor wurden so angeordnet, das die Zugänge für die Schüler der unterschiedlichen Einrichtungen getrennt, kurz und übersichtlich sind. Die Volksschule umfasst neun Klassen. Zwei Klassenräume liegen im Erdgeschoss, sieben im ersten Stock.  Drei Klassen verfügen über einen großzügige Terrasse. Die Selbstbedienungs-Kantine wird von beiden Schuleinrichtungen benutzt und liegt zwischen den beiden Höfen.

Die Fassaden bestehen aus unbehandelten Kieferlatten. Unterschiedlich geschnitten und montiert sowie stellenweise durch Glasflächen ersetzt, sollen sie „die Vibration der Fassade“ (Architekt) erzeugen. Um den direkten Blick auf die gegenüberliegenden Wohngebäude zu vermeiden, wurde die Fassade des Horts verdichtet und über die Fensterflächen geführt. Zusammen mit den begrünten Dächern bilden sie eine Einheit und einen starken Kontrast zumUmfeld.

Die Dreizimmer-Wohnung des Hausmeisters liegt im dritten Obergeschoss und erlaubt von ihrer Terrasse aus den Blick über das Schulgelände und auf den Grande Arche in La Défense.


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