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27.06.2023
Eine Stadt für die Kleinen
Schule und Kindergarten in Hainan von TAO
Die Insel Hainan ist die südlichste Provinz Chinas, sie liegt im süchinesischen Meer auf der Höhe von Vietnam und wird wegen des tropischen Klimas und der hohen Berge auch das „Hawaii von China“ genannt. Sie ist ein beliebtes Urlaubsziel und rings um die Hauptstadt Haikou wird viel gebaut, darunter ein Kulturzentrum von Sou Fujimoto und ein großes Technikmuseum von MAD. Wie überall in der Volksrepublik werden außerdem ganze Stadtteile neu entwickelt. So beispielsweise der Jiangdong New District östlich der Hauptstadt, der auf 30.000 Hektar ehemaligem Sumpfland an der Küste zwischen Stadt und Flughafen entsteht. Hier ist vergangenes Jahr eine neue Schule samt Kindergarten eröffnet worden, der Entwurf stammt von Trace Architecture Office (TAO) aus Peking.
Die Begriffe Schule und Kindergarten wirken angesichts der Größenordnung trügerisch; eigentlich müsste man von einer kleinen Stadt für Kinder und Jugendliche sprechen. Neben einer Oberschule für 48 Klassen und dem Kindergarten mit 18 Gruppen umfasst die „Haikou Jiangdong Experimental School“ auch eine Turn- und eine Veranstaltungshalle, einen Wohntrakt für Internatsschüler, eine Bibliothek, eine Mensa, einen Sportplatz und eine Basketballhalle. In knapp zwei Jahren Bauzeit wurden insgesamt 65.000 Quadratmeter Geschossfläche gebaut.
Die Architekt*innen von TAO haben sich auf Schulprojekte in dieser Größenordnung spezialisiert, wir hatten zuletzt über die Fertigstellung ihrer Grundschulstadt in Sichuan berichtet. Anders als dort haben sie in Jiangdong aber das geforderte Raumvolumen auf mehrere Gebäude verteilt, deren Formsprache sich deutlich unterscheidet. Insgesamt sind es vier Gebäude: In der südöstlichen Ecke des Grundstücks steht ein Wohngebäude für die Lehrkräfte als geschwungenes L, direkt daneben das Wohngebäude der Internatsschüler*innen, das sich organisch um einen Innenhof legt. In der südwestlichen Ecke steht der Kindergarten als große in sich geschlossene Acht um zwei Höfe, wobei in der Acht sowohl reguläre Nutzungen wie Gruppenzimmer, Küchen und Aufenthaltsräume als auch überdachte Freiflächen fürs Spielen gebildet werden. Dabei sind alle Gruppenräume von zwei nach außen offenen Fluren umgeben: Der äußere ist die Haupterschließung, der innere bietet überdachte Spiel- und Begegnungsflächen. Mit der Vielzahl an schattigen Außenbereichen, die auch der Luftzirkulation durchs Gebäude dienen, reagieren die Architekt*innen auf das tropische Klima Hainans.
Das große Schulgebäude nimmt mit amöbenhafter Gestalt die nordöstliche Grundstücksecke ein. Die Amöbe verbindet fünf oval geschwungene, separate Gebäudekörper, von denen einer die große Sporthalle mit Nebenhallen für Basketball und Tischtennis aufnimmt und ein zweiter die Mensa. Die drei übrigen Häuser sind nach Altersstufen sortierte „Teaching Blocks“, in denen alle Klassenzimmer, Fachunterrichtsräume, Labore, Büros und Nebenräume enthalten sind und die jeweils einen grünen Innenhof umschließen. Letzterer kann als Pausenraum genutzt werden.
Das Ganze wird von einer großen Dachscheibe überspannt, wodurch – analog zum Kindergarten – weitere schattige Freiräume geschaffen werden. Diese sind unter anderem mit großen Spiraltreppen, Verbindungsbrücken und -rampen sowie einem „Wald aus 17 Meter hohen Stützen“ bestückt. Dazwischen hängen eine Multifunktions- und eine Ausstellungshalle, die aus allen Richtungen zugänglich sind.
Die Freiräume definieren die Architekt*innen als zusätzliche Lernorte für vielfältige Unterrichtsformen. Sie hoffen außerdem, dass das „Zusammenspiel aus Licht und Schatten“ einen „Rhythmus des Raumes“ und ein „spirituelles Erlebnis“ schaffe: „Die abstrakten geometrischen Volumen sind farbig ausgestaltet – Rot ist leidenschaftlich, Blau ist ruhig, Gelb ist lebendig –, wodurch der Raum voller Dramatik und voller Emotionen wirkt, wie ein schönes und dynamisches Ölgemälde.“ (fh)
Fotos: Chen Hao
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