RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schule_in_St._Gallen_von_Felgendreher_Olfs_Koechling_7484686.html

04.12.2020

Zurück zur Meldung

Scheune oder Dörfchen?

Schule in St. Gallen von Felgendreher Olfs Köchling


Meldung einblenden

Vor ziemlich genau fünf Jahren hat das junge Berliner Büro Felgendreher Olfs Köchling den offenen Wettwerb für die neue Primarschule im Örtchen Azmoos im Kanton St. Gallen gewonnen. Im August 2020 ist das neue Schulhaus nahe der Grenze zu Liechtenstein nun in Betrieb genommen worden – und es sieht tatsächlich so aus, wie in den Renderings versprochen!

Das ist keine Selbverständlickeit für ein Gebäude mit 5.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, das die Jury als „ungewöhnliches Schulhausprojekt“ bezeichnet hatte, das „herkömmliche Konventionen aufbricht“. Der Aufbau des Obergeschosses, so die Jury weiter, gleiche einem kleinen Dorf mit einer großen Halle als Dorfplatz, den Fluren als breite Straßen und den Klassenräumen als Häusern. Zu dieser Assoziation trug vielleicht auch die Dachform bei, die sich über dem großen Gebäude zu fünf breiten Satteldächern auffaltet. So erscheint das 58 auf 40 Meter große Gebäude von allen Seiten anders und „erzählt in seiner Gestalt von der Geschichte des Ortes als ehemals landwirtschaftlicher genutzter Raum zwischen zwei Ortskernen“, so die Architekt*innen. 

Vor allem: Innen bleibt dieser gefaltete Dachraum über den Klassenräumen offen, so dass der Blick hinauf wandern kann. Die lichte Raumhöhe steigt von 2,30 Meter auf fünf Meter unter dem First an. Für die Belichtung sorgen sowohl vergleichsweise kleine Fenster in den Außenwänden als auch große Oberlichtbänder, die jeweils nach Norden in die Dachflächen eingesetzt wurden und über die gesamte Gebäudebreite reichen. Ihre Entsprechung finden sie in Photovoltaik-Elementen, die jeweils an der gleichen Stelle auf der Südseite der Satteldächer angebracht wurden. Innen sorgen die unterschiedlichen Raumhöhen und wechselnden Lichtverhältnisse für eine abwechslungsreiche Atmosphäre. Die unterschiedlichen Räume lassen sich zudem für verschiedene Unterrichtsformen gruppieren.

Mit neun Klassenräumen, vier Werkräumen, einer Aula, Bibliothek und Turnhalle sowie einem Kindergarten gleicht das Gebäude tatsächlich einem Dorf mit Platz für bis zu 200 Schüler*innen. Das Haus ist ein Holzbau in Elementbauweise, die Außenwände erfüllen als hochgedämmte Holztafeln den Schweizer Minergie-A-Standard. Das Untergeschoss und die Fluchttreppenhäuser sind aus Ortbeton, die Fassaden bestehen aus dunkel lasiertem Lärchen- und Fichtenholz aus dem Gemeindewald. Über der Turnhalle und den Fensterstürzen liegen Stahlträger. Das Holz und das kupfergedeckte Dach verweisen auf ländliche Typologien wie Scheunen, Bauern- oder Werkhöfe.

Das Schulhaus wurde so platziert, dass zwei große Freiräume mit unterschiedlichen Qualitäten entstehen, die sich mit den Innenräumen verbinden: „Im Süden der großzügige Rasenplatz mit dem Charakter einer Festwiese und dem Bezug zur Kirche. Im Norden der kleinteilige, romantische Obstgarten am Weg als Schuleingang. Der Kindergartenanbau formt einen intimen Vorplatz mit Brunnen, die Eingangshalle verbindet den Vorplatz mit den überdachten Pausenräumen zum Sportplatz.“

Wen wundert es bei diesem Haus, dass Felgenhauer Olfs Köchling neben diesem offenen Wettbewerb noch zwei weitere in der Schweiz gewinnen konnten, diesmal für zwei Werkhöfe, von denen der eine im April 2021 in Betrieb genommen werden soll. (fh)

Fotos: Georg Aerni


Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
BauNetz-Maps


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

16

ixamotto | 07.12.2020 15:06 Uhr

@STPH #13

um so trauriger

15

Fragesteller | 07.12.2020 15:00 Uhr

Warum

Das Projekt ist doch erfrischend schön. Die Vielzahl an kritik zeigt ja auch, dass es eigen und gut ist, sonst gäbe es nicht so viele Neider mit sonderbaren Kritiken. Für alle die hier so gerne wüten über die Tatsache, dass es noch die kontextuelle und narrative Architektur gibt, die so gut gemacht ist, dass Decken und WÄnde von EInbauten wilder technik freigehalten werden konnten, empfehle ich mal die Meldung des Wettbewerbes auf Amrum zu komentieren, dort darf man kritisieren. Hier darf man anerkennend staunen.

14

solong | 07.12.2020 13:39 Uhr

dr. ... des erstaunens

... ihre vorliebe für das saunieren ... erklärt dann die ... art ihrer kommentierungen ... zu heiss ... zu sauerstoffarm ...

13

STPH | 07.12.2020 13:34 Uhr

@11ixamotto

also ich bin mir ziemlich sicher, das Dr. Yikes seine Beiträge zur wegen und für Sie schreibt.

12

STPH | 07.12.2020 13:01 Uhr

@10Reinhard04

War positiv und fortschrittlich gemeint im Sinne der heutigen Umnutzung oder auch eines Lofts was Wohnung als auch Büro sein kann. Kirche kann Kita sein, oder unspezifischer Vielzweck.

Im Kontrast dazu kann man viel auffällig Modernes auch unter Profilneurose verbuchen.

Wenn äußerliche Erkennbarkeiten verschwinden, radiert, reduziert werden bleibt der Gemeindekörper als Gesamtraum, als Kontinuum, ein gemeinsames zuhause. Das ist dann ein ganz großes Raumthema wieder ganz im Sinne der Moderne.

Bibliotheken sind schon auf dem Weg zum multiuse, der Schmelze der realen Welt ins Netz, die jetzt hinter meinem Phone liegt.

11

ixamotto | 07.12.2020 12:11 Uhr

@Dr.Yikes

Es ist schon erschütternd, immer wieder aufs neue ihr als 'architekturkritik' schlecht getarntes menschenverachtungsgeballere lesen zu müssen.

dass sie nicht in der lage sind, statistiken so zu interpretieren, dass daraus evidenz-basierte intelligible schlussfolgerungen resultieren, ist ihnen ja schon tausendfach in diesem forum nachgewiesen worden – sie argumentieren in etwa so stichhaltig wie ein aluhutträger mit QAnon-Pullover. sehr zeitgeistig eigentlich, immerhin.

ob der leistungsabfall der schweiz in der pisa-studie etwas mit dem holz-in-holz-interieur einer schweizerischen schule zu tun hat? eher nicht, das wissen sie ja selbst, sie schlingel. ob ihre boshaftigkeiten etwas mit zunehmender verzweiflung am alltag unter lockdown-bedingungen zu tun hat? eher nicht, sie waren schon vorher so.

10

Reinhard04 | 07.12.2020 10:46 Uhr

@STPH

Kontext mit Camouflage gleichzusetzen - ein gewagter Ansatz

9

auch ein | 07.12.2020 10:28 Uhr

architekt

ist schon sehr "holzig" das ganze....eine unterscheidung zwischen wand-decke- boden fehlt mir, aber das ist "geschmackssache".
schöne geometrien, gute proportionen und klar funktionierende grundrisse.

aber auch wenn genug platz ist: nie eine dicke stütze in die achse des einganges stellen ;-)

8

STPH | 05.12.2020 18:28 Uhr

auch eine Reduktion

Eine Schule die weder unbedingt modern noch wie eine Schule aussehen will. Eher wie ein Holzverarbeitender Betrieb, vielleicht umgenutzt. Sich also einfach zwischen die umliegende Typologie schiebt bis auf die Größe. Versucht im Dorf unterzugehen. Keine weiteren Akzente. Der Landschaft den Vortritt lässt.

Reduktion als Chamouflage, Tarnung.

7

Dr. Yikes | 05.12.2020 11:15 Uhr

Die Schwuz

Die Schweiz wird ihrem Ruf als Epizentrum des schlechten Architekturgeschmacks wieder einmal mehr als gerecht. Diese Holz-in-Holz-Interieurs sind so unkreativ, wie die zunehmend übergewichtigen Schüler, die hier in den Pausen ihre Depressionen wegmampfen müssen (24% der Jugendlichen in der Oberstufe sind übergewichtig wtf)

Laut Pisa-Studie befindet sich die Leistungsfähigkeit der eidgenössischen Schülerschaft seit ca. 2010 im freien Fall.

Lichtblick: sollte der Corona-Lockdown zurückkehren, könnte man aus der Anlage im Handumdrehen eine riesige Sauna-Landschaft machen. Gut für's Immunsystem. Also ich wäre dabei.



6

Helga Blocksdorf | 05.12.2020 08:42 Uhr

Grüße

Super, freut mich!

5

Slurry | 04.12.2020 23:40 Uhr

Lobhudelei

Trotz aller Hymnen für dieses Projekt sollten sich die Lobredner vorstellen, wie 260 Schüler in diesem verbreiterten Flur die Treppe (Bild 6) in der Pause erreichen werden.
In dem Musikzimmer möchte ich unter diesem Dach-Licht nicht unterrichtet werden und welcher Lehrer freut sich in dem mittleren Oberlichtzimmer auf die Vorbereitung der nächsten Unterrichtsstunde ???
Grundriss und Schnitt ist immer unter "Betriebsbedingungen" zu beurteilen und nicht grafisch.

4

Baukultur | 04.12.2020 21:14 Uhr

Danke!

Der ewige Blick hinüber und auch die Arbeit in und für die Schweiz scheinen sich für die drei und ihr Team absolut ausgezahlt zu haben.

Es ist toll zu sehen, dass ein Berliner Büro, die Baukultur der Schweiz bereichert hat. Die hiesige dann sowieso. Mein Favorit fürs Kaninchen und für die wesentlichen Preise, die wir auch hier zu vergeben haben. Wirklich großes Kino. Kompliment!

PS: Der Raum unter dem geschwungene Dach scheint mir absolut spannend zu sein, gerne hätte ich auch diesen noch gesehen. Ein einziges Bild von Außen ist auch sehr sparsam, aber vielleicht kommt da ja in den nächsten Monaten noch mehr.

3

Lars K | 04.12.2020 20:38 Uhr

Glückwunsch

Der Grundriss OG ist ein Gedicht!

2

Olli | 04.12.2020 17:06 Uhr

Wunderschönes Projekt.

Wow!

1

ein architekt | 04.12.2020 16:57 Uhr

Felgendreher Olfs Köchling

... ein Architekturdreigespann, das man sich merken sollte.

Auch gelungen: das neue Jacobshaus in der Obernstraße in Bremen.

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Die Eingabe einer E-Mail-Adresse ist zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist jedoch nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

07.12.2020

Wohin wird das Raumschiff fliegen?

Diskussion zur Zukunft des ICC

04.12.2020

Leben im Sonett

Wohnhaus von Hugo Kohno in Kanagawa

>
baunetz CAMPUS
Learning from Grabs
baunetz interior|design
Große Freiheit auf kleiner Fläche
Baunetz Architekt*innen
KRESINGS
Stellenmarkt
Neue Perspektive?
vgwort