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20.09.2022
Essen ernten auf dem Dach
Schule in Kopenhagen von C.F. Møller
Schulessen ist eine heikle Angelegenheit. Obwohl das Wissen um richtige Ernährung heute Allgemeingut ist, sieht die Realität in den Kochtöpfen oft anders aus: zu fade, zu ungesund und natürlich zu wenig bio. Nicht so in der Ny Islands Brygge Skole im Süden Kopenhagens. Das Schulprofil der öffentlichen Schule der Sekundarstufe I für 780 Schüler*innen setzt auf die Schwerpunkte Ernährung und Sport. C.F. Møller Architects (Aarhus) haben das hierzu passende Haus entworfen. Es geht auf einen Wettbewerb zurück, den die Architekt*innen zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro Tredje Natur (Kopenhagen) und dem Generalunternehmer MT Højgaard im Mai 2017 gewannen.
Knapp 10.000 Quadratmeter Fläche sowie zusätzliche 4.000 Quadratmeter Außenfläche bietet der Neubau über annähernd dreieckigem Grundriss. Räumlicher Kern des Hauses ist eine doppelgeschossige Halle, die als Mensa und zugleich als zentraler Verteiler dient. Die drei Haupteingänge der Schule führen direkt in diese Halle. Die professionelle Küche und die Lehrküche für die Schüler*innen liegen logischerweise direkt an dieser Halle. Mit viel Glas sorgten die Architekt*innen dafür, dass das Geschehen in den Küchen in der Halle präsent ist. Nicht minder präsent sind die Aktivitäten in der Sporthalle, denn auch diese ist nur durch eine raumhohe Glaswand von der Haupthalle getrennt.
Eine ganze Menge räumliches und pädagogisches Programm spielt sich also in und um die Haupthalle ab. Nicht weniger eindrucksvoll ist die Gestaltung der Dachlandschaft des Viergeschossers, die im Sinne des Schulprofils komplett bespielt wird. Eine breite Treppe führt von der Straße auf die erste Hauptebene des Daches, wo gegärtnert, gekocht und gegessen werden kann. Eine weiterer breiter Treppenlauf, der teilweise als bekletterbare Rampe gestaltet wurde, führt auf die zweite Hauptebene, auf der Spielgeräte und zwei kleine Sportplätze zu finden sind. Allein die unterschiedlichen Ebenen der erlebnisreichen Dachlandschaft regen bereits die Bewegung der Kinder im Alltag an, betonen die Architekt*innen. Der ganzheitliche Gesundheitsansatz schlage sich aber nicht zuletzt im Prozess des Gärtnerns, Erntens, Kochens und gemeinsamen Essens wieder, der auf und im Schulhaus ermöglicht werde.
Nach der Internationalen Schule im Kopenhagener Nordhafen und der Mixed-Use-Schule in Ikast-Brande darf die Ny Islands Brygge Skole als weiterer wegweisender Schulbau aus dem Büro C.F. Møller gelten, der völlig zurecht international breit wahrgenommen werden wird. Kein Wunder, dass sich die engagierten Schulbauer*innen aus Aarhus vor einem Jahr im Wettbewerb für den Ersatzneubau der Offenen Schule Waldau in Kassel durchsetzen konnten, wo in Zusammenarbeit mit der Montag Stiftung ein ambitioniertes räumlich-pädagogisches Programm umgesetzt werden soll. (gh)
Fotos: Adam Mørk
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