Der südwestliche Pariser Vorort Boulogne-Billancourt war lange als Hauptproduktionsstätte des Autoherstellers Renault bekannt. Seit der Schließung der Fabrik 1992 hat das Werksgelände einen umfassenden Transformationsprozess durchlaufen und ist heute ein neues Stadtquartier. Das alte Fabriktor steht jedoch noch immer am Place Jules Guesde – heute strömen hier nicht mehr Arbeiter ein und aus, sondern Schüler. Das Pariser Büro
Mikou Studio hat auf dem Areal des früheren Eingangsbereiches der Autowerke einen Schulneubau realisiert und die erhalten gebliebene Frontfassade des einstigen Bestands darin integriert. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekturbüro
Doorzon (Gent), dem Textildesignbüro
Chevalier Masson (Brüssel) und dem Künstler
Benoit van Innis (Brüssel) realisiert.
Das
Lycée Trapèze ist als offene, transparente und flexible Struktur angelegt, die in städtebaulicher Hinsicht eine Verbindung zwischen den alten Straßenzügen Billancourts und dem neu entstandenen Stadtviertel herstellen soll. Das Volumen umschließt das Grundstück um einen großen Innenhof herum. Es verfügt über drei straßenseitige Fassaden, darunter das Eingangstor, die vierte Seite grenzt an einen benachbarten Wohnblock. Eine partielle Aufständerung des Baukörpers im Erdgeschossbereich lässt den Hof vom umgebenden öffentlichen Raum einsehbar werden. Das hier liegende Auditorium und die Sporthalle können außerhalb der Schulzeiten von den Nachbarn genutzt werden.
Als zentraler Raum der Schule, über den die Erschließung aller Funktionen erfolgt, dient eine Halle in Sichtbetonoptik mit doppelter Höhe, die den Übergang vom Eingangstor zum Hof schafft. Die Frontfassade des alten Werksgebäudes wurde von den Architektinnen
Salwa und Selma Mikou zwar modifiziert – Tor und Fenster wurden vergrößert –, behielt aber im Gesamtbild ihre für den Beginn des 20. Jahrhunderts charakteristische, imposante Präsenz. Sie verankert den Bau stabil am Platz und ist auch mit einer symbolischen Rolle als Verweis auf den Wandel vom Industrie- zum Technologiezeitalter bedacht. Die anderen beiden Straßenfassaden wurden mit transluzenten Glasplatten und breiten horizontalen Fensterbändern gestaltet, zum Hof hin lassen großflächige Schiebeverglasungen Teile des Baukörpers durchlässig werden. Hier liegen die Korridore, die mit geometrischen Figuren in verschiedenen Pastelltönen ausgestaltet sind
. (da)
Fotos: Filip Dujardin
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