Bekannte Motive, anderes Konzept – mit der Skovbakke Schule realisiert CEBRA erneut ein Schulbauprojekt in Skandinavien, diesmal im dänischen Städtchen Odder südlich von Aarhus. Da das Schulsystem des Landes bekannterweise stark auf das Gemeinschaftsgefühl setzt, entsprachen die fragmentiert verteilten Baukörper der ehemaligen Schule nach vielfachen Erweiterungen nicht mehr einer adäquaten, dänischen Bildungsstätte. 2015 entwarf das einheimische Architekturbüro für die Gemeinde mit rund 12 000 Einwohnern daher ein neues Gebäude, das kürzlich 650 Grundschüler und 100 Kinder in einer integrierten Tagesstätte willkommen heißen konnte.
Motivation zur Bewegung, Willkommensgeste und Flexibilität hinsichtlich der Lehrmethoden formten hier den Leitgedanken des Entwurfs. Um körperliche Betätigung räumlich in den Schulalltag räumlich zu integrieren, schufen die Architekten mit nur wenigen simplen Eingriffen multifunktionale Zonen, die den Kindern auch für Sport und Spiel zur Verfügung stehen. So kann die Sporthalle während der Unterrichtspause zum Spielplatz werden, die Gemeinschaftsbereiche zu Übungsparcours und die Noterschließung mit Markierungen zu einer Rennbahn. Die flachen Treppen mit den Sitzstufen im zentral gelegenen Foyer wecken Assoziationen mit Zuschauertribünen und sind ein gemeinsamer Treffpunkt für Schüler aller Alterstufen. Jeder Unterrichtsraum ist zudem mit einem Bereich für sportliche Aktivitäten ausgestattet.
Das Thema der Bewegung lässt sich auch in der polygonalen Gestaltung des Baukörpers ablesen. Das von den Archiekten gern verwendete, gestaltungsgebende Satteldachmotiv ist gleichzeitig der ortstypischen Wohnbebauung entlehnt und skaliert den 9.300 Quadratmeter großen, zweigeschossigen Schulbau so auf den Maßstab seiner Umgebung runter. Das Spiel mit Deckenhöhen, Lichteinfall und Raumgrößen manifestiert sich auf der Fassade als eine ebenfalls oft gesehene Komposition aus quadratischen Fenstern unterschiedlicher Größe. Vier Gebäudetrakte wenden sich allesamt dem gemeinschaftlichen Bereich zu und sind durch ihn verbunden. Diese Struktur erlaubt einen direkten Zugang, sowohl zu den Gemeinschaftsflächen als auch zu dem ebenfalls von CEBRA gestalteten Außenbereich.
Die Sport- und Spiellandschaft setzt sich außerhalb des Gebäudes in einer organischen Formensprache fort und umringt die Bäume des angrenzenden Naturraums. Der schonende Umgang mit dem Baubestand war den Architekten wichtig: Das Holz der wenigen Bäume, die zugunsten des Bauwerks gefällt werden mussten, ist im Gebäudeinnenraum und an den eingerückten Eingängen verarbeitet, um gezielt warme Akzente gegenüber der silbernen Aluminiumverkleidung zu setzten.
Text: Viktoriya Yeretska
Fotos: Adam Mørk / CEBRA
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peter | 15.01.2018 10:55 Uhrqualität
@fred: die details sind sehr sauber gelöst - ich empfinde gerade das nicht als Mangel.
Auffällig ist der Unterschied zu deutschen Schulen insbesondere in der Gestaltung der großen Halle, die eine echte Nutzfläche für Veranstaltungen, Gruppenarbeit etc. ist und keine reine Verkehrs-/Pausenfläche was zu einem ganz anderen Gebäudetypus (Lernlandschaft) führt.
Das ist ein großer Unterschied zur deutschen Schulbaurealität. Hierzulande wird zwar seit langem über Pisa, neue Bildungsmodelle, Ganztag usw. geredet, aber all das schlägt sich bislang nicht oder kaum in den Grundrissen neuer Schulen nieder, weil mutmaßlich die Geldgeber sich weigern, in den Raumprogrammen entsprechende zusätzliche Flächen zu bewilligen.