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18.03.2021
Bildungslandschaft Altstadt Nord
Schulcampus in Köln von gernot schulz architektur
Vierzehn Jahre hat es gedauert vom Ratsbeschluss der Stadt Köln bis zur Eröffnung der ersten Schule im letzten Sommer – doch die lange Planungszeit dürfte sich bei der Bildungslandschaft Altstadt Nord gelohnt haben. Denn hinter dem Begriff verbirgt sich ein sowohl in bildungspolitischer als auch architektonischer Hinsicht bemerkenswerter Zusammenschluss von sieben Bildungseinrichtungen am Klingelpützpark, der weit über Köln hinaus Beachtung finden wird. Im Kontext dieses ambitionierten Schul- und Bildungsprojekts hat das ortsansässige Büro gernot schulz : architektur ein Ensemble aus fünf Häusern entworfen und gebaut.
Die Bildungslandschaft Altstadt Nord ist das älteste und somit erste Schulprojekt der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, bei der sie eine umfangreiche Bedarfserhebung („Phase Null“) durchführen konnte. Nachdem sich Kommune und Stiftung 2006 auf das Modellprojekt geeinigt hatten, fanden zwischen 2008 und 2012 verschiedene Workshops, Konferenzen und partizipative Verfahren statt, deren Ergebnisse Grundlage des Realisierungswettbewerbs waren, den das Kölner Büro 2013 für sich entscheiden konnte. Zwei Jahre später begannen die Bauarbeiten.
Insgesamt gingen im letzten Jahr vier der fünf Neubauten in Betrieb, darunter das Haus der Realschule am Rhein, eine Fröbel-Kindertagesstätte und das sogenannte Studienhaus, das als „Verbundgebäude“ von allen Institutionen der Bildungslandschaft genutzt werden kann. Hier findet man unter anderem Seminarräume sowie eine Bibliothek, die nicht nur den Schüler*innen, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Hinzu kommt die Célestin-Freinet-Grundschule, die wiederum in einem umgebauten und erweiterten Bestandsbau aus den 1950er Jahren von Karl Hell liegt. Die Fertigstellung des fünften Hauses verzögert sich. Das auf der anderen Seite des Parks liegende Mensa- und Werkstatthaus, das ebenfalls allen Institutionen offensteht, dürfte wohl erst zum Jahreswechsel 2021/22 fertig werden. Insgesamt 12.899 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfassen die fünf Häuser.
Die Grundrisse der nun eröffneten Bauten basieren auf dem Fünfeck, das auf unterschiedliche Art variiert und addiert wurde. Die Volumen stehen dicht beieinander, so dass eine spannungsreiche Folge urbaner Freiräume entsteht, deren Gestaltung Topotek 1 (Berlin) verantwortete. Flure und streng gereihte Klassenzimmer findet man in den Bauten selbstverständlich nicht. Stattdessen sind sowohl die Grund- als auch die Realschule als Cluster organisiert.
Insbesondere in der Realschule kann das Fünfeck als Grundrissfigur seine vollen Möglichkeiten ausspielen, denn zwischen den drei weitgehend rechteckigen Stammklassenräumen pro Fünfeck entstand ein viefältiger – mal eher offener, mal eher intimer – Raum, der flexibel bespielt werden kann. Davon, dass das auch tatsächlich passiert, sind die Architekt*innen überzeugt. Denn durch die lange Partizipationsphase sind die Lehrer*innen vorbereitet und tragen das Raumkonzept Cluster auch pädagogisch mit. Eventuelle Probleme mit dem Haus oder Verbesserungsvorschläge sollen übrigens nicht als Nörgeleien innerhalb des Kollegiums versanden. Die Montag Stiftung begleitet und evaluiert nämlich die nun anlaufende Nutzung in einer sogenannten Phase 10. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden in kommende Projekte einfließen.
Auch in Weimar arbeiten Architekt*innen und Montag Stiftung an einem progressiven Schulbau. Dort planen und bauen sie für die Staatliche Gemeinschaftsschule am Hartwege. Der Neubau möchte nicht nur pädagogische Maßstäbe setzen, sondern hat zum Ziel, architektonische Lösungsvorschläge transparent zu machen. Deshalb wird das gesamte Vorhaben im Sinne des Open-Source-Prinzips als „Planungsbaukasten“ öffentlich aufbereitet. (gh)
Fotos: Stefan Schilling, Simon Wegener
Zum Thema:
Das damals noch im Bau befindliche Projekt wurde auch in BAUNETZWOCHE#528 gezeigt und dort im Kontext des engagierten, neuen Schulbaus in Deutschland vorgestellt.
Weitere Informationen auf der Webseite der Bildungslandschaft Altstadt Nord: www.ban-koeln.de
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Zu den Baunetz Architekt*innen:
gernot schulz : architektur
TOPOTEK 1
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Ansicht von der Kyotostraße auf Grundschule (links), Studienhaus (Mitte) und Realschule (rechts)
Kindergarten (links), Realschule (hinten) und Studienhaus (rechts)
Fachraum Kunst in der Realschule mit Blick auf das Abendgymnasium und St. Gereon
Haupttreppe zur Bibliothek im Studienhaus
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