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07.01.2025
Von Nischen und Netzen
Schulbau in Graz von Franz&Sue
Ziegel, Lehm und Hanf prägen den von Franz&Sue (Wien) geplanten Schulbau im Grazer Bezirk Puntigam. Der Entwurf gewann den von der Stadt Graz EU-weit ausgelobten einstufigen Wettbewerb für die Erweiterung des aus einer Volkschule und einer Neuen Mittelschule bestehenden Schulstandorts. Weil dessen räumliche Kapazität für den schnell wachsenden Bezirk nicht mehr ausreichte, wird er nun in zwei Etappen zum Bildungscampus Puntigam ausgebaut. Für die Freiraumplanung des Projekts sind EGKK Landschaftsarchitektur (Wien) verantwortlich.
Im ersten Bauabschnitt wurde der verwinkelte, pavillonartige Bestand der Volksschule durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt. Dieser bietet mit einer Bruttogrundfläche von 6.000 Quadratmetern Raum für fünf Volksschulcluster mit je vier Klassen und eine Ganztagesbetreuung für 500 Schüler*innen. Die Architekt*innen konzipierten ein kompaktes, an einer Seite abgestuftes Volumen entlang der Straße, in das zwei Terrassen eingeschnitten wurden.
Für die Ausfachung der Außenwände wurden 50 Zentimeter starke Hochlochziegel verwendet. Statt mit einer klassischen Styropor-Wärmedämmung sind sie außen mit drei Zentimeter dicken Hanfplatten verkleidet. Die eingeschnittenen Terrassen sind von Holzfassaden umgeben. Innen ist Lehmputz aufgebracht, der für ein behagliches Raumklima sorgt. Die Haustechnik umfasst unter anderem ein Heiz- und Kühlsystem über Tiefbrunnen, eine Fotovoltaikanlage und eine automatisierte Fensterspaltlüftung.
Um eine einladende Eingangssituation zu schaffen, wurde der Ankunftsbereich an der Straßenkreuzung zum Vorplatz ausgebaut. Von hier aus gelangen die Schüler*innen in die Zentralgarderobe, an die ein großzügiger Raumverbund aus Aula und Speisesaal anschließt. Diese sind lediglich durch einen Vorhang voneinander getrennt. Ins Foyer eingebettet ist eine tiefer liegende, nach oben offene Turnhalle, die lediglich mit einem Gitternetz abgetrennt ist. Große Verglasungen verbinden visuell zum Schulhof. Auf dem Dach des zweigeschossigen Gebäudeteils wurde ein intensiv begrünter „Forschungsgarten“ angelegt.
Die 20 Klassenzimmer sind über die beiden Obergeschosse verteilt und um fünf multifunktionale Gemeinschaftsbereiche herum angeordnet. Als offene Lernlandschaften können sie ebenfalls durch Vorhänge unterteilt werden. Lehm-, Holz- und Stoffoberflächen, große Fenster und bunte Pinnwände bestimmen das Bild. Einbaumöbel sowie Sitzstufen und -nischen bieten Rückzugsorte und Treffpunkte, beispielsweise im Eingangsbereich, wo in die holzverkleideten Stützen des auskragenden Baukörpers große Öffnungen geschnitten wurden. Eine Fluchttreppe dient zugleich als Spielturm.
Derzeit läuft die Planung der zweiten Bauphase, in der die benachbarte Mittelschule saniert und aufgestockt werden soll. Außerdem ist im Hof der Bau einer zwei Klassen umfassenden Polytechnischen Schule mit Schwerpunkt Gastronomie und Pflege vorgesehen. (da)
Fotos: David Schreyer
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