Auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs in Heidelberg entsteht nach und nach ein neues Stadtviertel: die Bahnstadt, die derzeit größte Passivhaussiedlung weltweit. Für die Bebauung des Areals wurden bereits mehrere Wettbewerbe ausgeschrieben, so auch 2012 für die Realisierung eines Schul- und Bürgerzentrums am zentralen Gadamerplatz. Gewonnen haben ihn die Stuttgarter Datscha Architekten gemeinsam mit dem Berliner Büro KUULA Landschaftsarchitekten, das die Neugestaltung des Platzes übernahm. Das Mehrzweck-Bildungsgebäude B³ Gadamerplatz wurde 2015 zum IBA-Projekt gekürt, die Realisierung erfolgte als öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Stadt Heidelberg und der Bau- und Servicegesellschaft mbH Heidelberg, einer Tochtergesellschaft der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH.
Der 9.877 Quadratmeter große Gebäudekomplex umfasst eine Kita, eine dreizügige Schule inklusive Grundschule mit Sporthalle und ein Bürgerhaus mit Café, Mehrzweckräumen und Veranstaltungssaal, das der Weiterbildung und Vernetzung der Stadtteilbewohner dienen soll. Damit vereint dieses „Haus des gemeinsamen Lernens“ drei verschiedene Bildungsangebote unter einem Dach. Die räumliche Nähe soll Übergänge erleichtern – insbesondere den vom Kindergarten zur Schule – und Begegnungen zwischen den verschiedenen Altersgruppen ermöglichen.
Jede Funktion ist in einem eigenständigen Gebäude in einer der vier Ecken des fast quadratischen Grundstücks untergebracht, wobei der Baukörper der Schule in einen Trakt mit Klassen- und Verwaltungsräumen und die Sporthalle unterteilt ist. Eine eingeschossige Mensa fügt beide Teile zusammen. Auch die anderen Volumen sind untereinander über Zwischenbauwerke im Stil von Kolonnadengängen verbunden, deren Flachdächer nicht nur einen witterungsgeschützten Durchgang von einer Nutzung zur anderen ermöglichen, sondern auch begehbar sind und als zusätzliche Außen- und Pausenflächen fungieren.
Den räumlichen Mittelpunkt der Anlage bildet ein von Nord nach Süd querender Innenhof, der vor allem vormittags von Schule und Kita genutzt wird – sie teilen sich unter anderem hier eine sogenannte Aktionswand. Über Tore ist der Hof zu bestimmten Tageszeiten auch öffentlich zugänglich und wird dann zur Passage. In seinem zentralen Bereich weitet er sich kreuzförmig in zwei Ebenen nach Osten und Westen auf, die durch Freitreppen mit dem Erdgeschoss verbunden sind.
Optisch präsentiert sich der Komplex in einem einheitlichen, sachlich-funktionalen Erscheinungsbild, das auf die industrielle Vergangenheit des Ortes Bezug nimmt und Assoziationen zu Werks- und Bahngebäuden des 20. Jahrhunderts aufruft. Alle Fassaden wurden mit thermisch optimierten Ziegelmauerwerk-Vorsatzschalen aus unterschiedlich bearbeiteten Steinoberflächen ausgeführt, die Fenster mit hellen sandgestrahlten Fertigteilen aus Sichtbeton eingefasst. Die Innenbereiche sind mit Holz- und Putzoberflächen, Sichtbeton sowie Bodenbelägen aus Linoleum und Betonwerkstein ausgestattet. Während in den für alle zugänglichen Bereichen neutrales Weiß und Grau dominieren, kommen in der Schule und der Kita auch Farben ins Spiel.
Seit Beginn des Schuljahrs 2017/18 ist das neue Bildungsgebäude in Betrieb – und idealerweise werden die kleinen Nutzer von heute noch als Erwachsene an diesem Lernort ein und aus gehen. (da)
Fotos: Stephan Baumann
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carola | 24.11.2019 17:49 Uhrarchitekturheighlight für heidelberg
toller sonntagsausflug!
eines der besten gebäude heidelbergs.
in allen bereichen konsequent durchgearbeitet.
ebenfalls glückwunsch ans büro.