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10.11.2016
Der ungeschliffene Diamant
Schmuckladen von de vylder vinck taillieu
Wie ein ungeschliffener Diamant: Schmuckpräsentationen setzen oft auf den Kontrast zwischen rauem Gestein und feingeschliffenem Edelmetall. Die architecten de vylder vinck taillieu aus Gent haben dieses Prinzip nun auf ihre Architektur übertragen. In einem Altbau im flämischen Kortrijk entstand der Schmuckladen Tangram.
Anstatt die Verkaufsflächen wie üblich auf den vorderen Teil des tiefen Grundstücks zu beschränken, unterteilten die Architekten den Laden in Längsrichtung. Die ruinöse Scheune im Hinterhof konnte so in das Konzept integriert werden. Eine Glaswand teilt das Ensemble in zwei Hälften: eine ist verputzt und gestrichen, in der anderen wurde der Bestand nur gesichert und die sichtbaren Reste vorheriger Nutzungen inszeniert. Der Verkaufsraum entwickelt sich entlang der Glasfront, in Regalen werden die Schmuckstücke, Kleidung und Assecoires ausgestellt. Besucher können nicht nur innen, sondern auch außen entlang dieser Glasfront flanieren – sie wird zum Schaufenster.
Auch die Scheune ist geteilt: im geschlossenen Bereich gibt es eine Anprobe, im offenen Abschnitt einen kleinen Einbau mit Toilette. Das Gerippe des alten Backsteinbaus wird hier zu einer Art Gartenmauer. Die Glaswand als sehr eigene Intervention zerschneidet alle Teile des Hauses, um sie gleichzeitig zu verbinden und neue Räume zu schaffen. Wie in traditionellen Ladengeschäften der Gegend ist auch eine Wohnung integriert. „Wie viele Häuser kann ein Haus sein, das auch ein Laden ist?“, fragen die Architekten.
Wie schon der Umbau einer Klinik bei Gent zeigt auch dieses Projekt von von de vylder vinck taillieu Mut zum Freiraum, scheut den Kontrast zwischen Enge und Weite, zwischen rauer und polierter Oberfläche, kurz: die Abweichung von der Norm nicht. Die Poesie des Vorgefundenen eignet sich hervorragend als Hintergrund für die Verkaufsobjekte und als Identität des kleinen Geschäftes. (dd)
Fotos: Filip Dujardin
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