Mitten im Kulturhauptstadtjahr offiziell eröffnet (siehe BauNetz-Meldung vom 26. Juni 2009), wurde der neue Südflügel des Linzer Schlossmuseums etappenweise in Betrieb genommen. Mit der Eröffnung der Ausstellung „Technik Oberösterreich“ wurde Mitte Januar 2010 nun auch die letzte Ebene eingeweiht und das Museum zur Gänze in Betrieb genommen.
Geplant wurde der Neubau des Südflügels von dem österreichischen Büro Hope of Glory HoG Architektur (Graz), das sich mit dem Vorschlag einer brückenähnlichen Konstruktion im Jahr 2006 im Wettbewerbsverfahren durchgesetzt hatte. Durch die Wiedererrichtung des um 1800 abgebrannten Südflügels des Schlosses thront nun über den Dächern von Linz ein „Ensemble aus historischer und moderner Architektur“.
„Der radikale Eingriff des Feuers, der einst die Festung des Linzer Schlosses aufbrach und seine Südwestseite zur Stadt öffnete, bewirkte auch eine Wandlung von Charakter und Inhalt des Gebäudes. Nicht mehr Abwehr und Schutz vor Bedrohung geben ihm Bedeutung, sondern die Qualität eines für jedermann zugänglichen Zielpunktes hoch über der Stadt. Der Entschluss des Landes Oberösterreich vom Januar 2006, den Südtrakt wieder zu errichten, sollte daran nichts ändern, sondern diese Aussage verstärken und das Schloss näher an die (Alt)Stadt Linz heran führen“, so Martin Emmerer, Clemens und Hansjörg Luser vom jungen Architektenteam. HoG Architektur nehmen in ihrem Entwurf Kubatur und Lage des historischen Vorgängers auf, ohne jedoch den Museumshof wieder komplett abzuschließen. Während sich drei Ausstellungs- und Funktionsgeschosse hinter der mächtigen Befestigungsmauer verbergen, scheint der von der Stadt aus sichtbare Baukörper über der Festungsmauer zu schweben. Bei Dunkelheit sollen die in matt-weißem Licht schimmernde Fassade und Untersicht den schwebenden Charakter des Gebäudes unterstreichen.
Das neue Schlossmuseum versteht sich als ein Universalmuseum, das einen umfangreichen und eindrucksvollen „universellen“ Einblick in die Natur-, Kultur- und Kunstgeschichte des Landes Oberösterreich geben soll. Gläserne Verbindungselemente zum historischen Ost- und Westtrakt, eine transparente Verbindungsbrücke über den Hof zum Mitteltrakt des Schlosses sowie unterirdische Verbindungsgänge fügen Alt und Neu zu einem Ganzen zusammen.
Die unterschiedlichen Niveaus der beiden Schlosshöfe verschmelzen zu einer gleichmäßig ansteigenden Landschaft aus dreieckigen Beton- und Rasenflächen, die bis zur historischen Mauerkrone ansteigt und die öffentliche Stadtterrasse vor dem Südflügel erschließt. Hier liegt der neue, zentrale Haupteingang in die gesamte Museumsanlage. Er kann über die traditionellen Zugänge durch eines der beiden Schlosstore oder durch eine wieder geöffnete Pforte in der Festungsmauer, die auf die Aussichtsterrasse führt, erreicht werden. Von der weitläufigen, teilweise überdachten Stadtterrasse mit Ausblick nach Nord, Süd und Südwest umgeben, erschließt sich dem Besucher die transparente Erdgeschosszone des Neubaus.
Während der Neubau die im Schloss untergebrachten Funktionen des Museums harmonisch ergänzen soll, setzt sein architektonisches Konzept einen bewussten Kontrapunkt. Im transparenten Erdgeschoss sollen Außen- und Innenraum ineinander fließen, im darüber liegenden Obergeschoss die sichtbaren Konstruktionselemente des Stahlbaus dominieren. Spezielle Funktionen für die Gesamterscheinung, insbesondere jedoch für das stabile Museumsklima auf der Basis modernster Raumtechnologien übernimmt nicht zuletzt die moderne Steckmetallfassade. Die Baukosten werden mit 25 Millionen Euro angegeben.
Fotos: Paul Ott, Peter Eder
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Kinschel | 09.04.2010 17:57 Uhr@ Norbert
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