Das Architekturbüro Grazioli und Muthesius (Zürich/Berlin) hat den von der Firma ECE ausgelobten, eingeladenen Wettbewerb „Schloss-Arkaden“ in Braunschweig gewonnen. Das Preisgericht hat seine Entscheidung am 28. November einstimmig gefällt.
Der erste Preis für das 200-Millionen-Euro-Projekt im Schlosspark ist mit 30.000 Euro dotiert. Der mit 20.000 Euro dotierte 2. Preis wurde nicht vergeben. Die Entwürfe der Architekten AS&P Albert Speer und Partner (Frankfurt), Kaspar Kraemer (Köln) sowie KSP / Engel und Zimmermann (Braunschweig/Köln) wurden mit je einer Anerkennung ausgezeichnet, die ursprünglich mit 10.000 Euro honoriert werden sollte, jedoch um das Preisgeld des zweiten Preises auf 13.333 Euro aufgestockt wurde. Ferner erhielt jedes teilnehmende Büro 5.000 Euro für Modellbau.
Gegenstand des Wettbewerbs war der Entwurf für ein Einkaufszentrum im Braunschweiger Schlosspark (siehe BauNetz-Meldung vom 9. 7. 2003), das im Zusammenhang mit der wieder zu errichtenden Fassade des Braunschweiger Schlosses entstehen soll.
Der ausgewählte Entwurf ist aufgrund der aufwändigen Fassade auch der teuerste. Die ECE unterstützt aber den Siegerentwurf, weil „das Schloss eine herausragende und hochwertige Ergänzung benötigt und verdient“. Der „angenehm zeitlose Entwurf respektiert die wieder aufgebaute Schlossfassade, ohne sich in den Hintergrund zu stellen. Der Preisträger hat austauschbare Kommerzarchitektur vermieden. Die Schlossrekonstruktion wird in moderne Architekturformen transponiert und städtebaulich überzeugend integriert“, so die Jury, und weiter: „Grazioli + Muthesius verstehen die Neubebauung als Marktplatz, der von Gebäuden umstellt ist. Daher wird nicht eine Haut um die Verkaufsfläche gezogen, sondern die Räume der Fassaden inszenieren die Übergänge zur Innenwelt. Dadurch entstehen vielschichtige Fassaden, die in der reichen Schlossfassade ihr Pendant haben. Wohltuend ist der selbstbewusste, aber auch zurückhaltende Auftritt".
Die Jury lobte, dass die Wettbewerbssieger die Fassade in mehrere einzelne Häuser aufgelöst haben. Diese Häuser nehmen Bezug auf den Straßenraum und reagieren auf die gegenüber liegende Bebauung und die Sichtachsen in der Innenstadt.
Wieka Muthesius und Alfred Grazioli formulierten: „Es ist eine Chance, die offenen Flanken des Stadtraumes zu schließen, Räume und Plätze zu bilden und Atmosphäre zu schaffen. Um das zu erreichen, verfolgen wir den Duktus von alten Einkaufshallen.“
Der Siegerentwurf ist der einzige, der die vertikale Gliederung der Schlossfassade aufnimmt und durch eine starke Detaillierung der Fassade überzeugt. Passend zum Namen haben Grazioli + Muthesius Arkaden vorgesehen.
Im Herbst 2004 soll der erste Spatenstich erfolgen. Für 2006 - 46 Jahre nach dem Abriss des Schlosses - ist die Fertigstellung geplant. Gleichzeitig soll das Umfeld am Bohlweg aufgewertet werden. 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche (130 Läden) sind in dem Gebäude vorgesehen.