„Ein Haus radikal aus Kinderperspektive entwickelt“ – so beschreiben Schenker Salvi Weber Architekten aus Wien ihr im Sommer eröffnetes KinderKunstLabor in St. Pölten. Das Gebäude wurde speziell für Kinder bis zwölf Jahre entworfen und soll ihnen zeitgenössische Kunst in all ihren Facetten näherbringen – von Fotografie und Malerei bis hin zu Performance sowie Video- und Klangkunst. Einer festen Typologie lässt sich das Haus jedoch nicht zuordnen: Als Mischung von Ausstellungsräumen und Laborflächen für Workshops mit Künstler*innen stellt es laut Architekt*innen einen weltweit einzigartigen Gebäudetyp dar.
Der Ursprung des Projekts liegt in einem Wettbewerb aus dem Jahr 2020, der Teil von St. Pöltens Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 war. Auch wenn die Stadt den Zuschlag nicht erhielt, wurde die Weiterentwicklung der Region vorangetrieben – das KinderKunstLabor im Altoonapark ist eines der dabei realisierten Projekte. Zur Planung gründete sich ein Kinderbeirat, bestehend aus Kindergarten- und Schulgruppen, der sich regelmäßig mit Schenker Salvi Weber und den beteiligten Künstler*innen austauschte. So kamen die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer*innen aus erster Hand und konnten beim Entwerfen berücksichtigt werden.
Das Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von knapp 3.000 Quadratmetern basiert auf einem dreieckigen Grundriss mit gekappten Ecken, also einem Sechseck. Im Inneren gliedern drei leicht versetzte, raumbildende Wände die Fläche. Diese Kernzone beherbergt die Hauptfunktionen: ein Café und ein Indoorspielplatz im Erdgeschoss, Ausstellungs- und Laborflächen in den oberen Etagen sowie Büros und eine Bibliothek im dritten Obergeschoss. Flexible Wände ermöglichen es, die Räume nach Bedarf zu öffnen oder zu teilen. Eine breite, offene Treppe verbindet die Geschosse spiralförmig um den Kern und dient gleichzeitig als Aufenthaltsfläche für die Kinder.
Ursprünglich war ein kompletter Holzbau geplant, doch dies erwies sich aus Kostengründen als nicht realisierbar, heißt es seitens der Architekt*innen. Stattdessen gibt es im Kern ein Betontragwerk mit zentraler Stütze, von der aus Träger wie „Äste“ abstrahlen. Hinter der Fassade aus Holzlamellen verbergen sich in verglasten Bereichen Holz-Pfosten-Riegel-Konstruktionen. Im zweiten und dritten Obergeschoss gibt es ein „Outdoor-Labor“: Hier wird der Raum nur durch die Lamellenstruktur begrenzt, die eigentliche thermische Hülle wurde nach innen versetzt. Für die Tragwerksplanung war Werner Sobek (Stuttgart) verantwortlich. (gk)
Fotos: Patrick Johannsen
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Das KinderKunstLabor wurde mit dem Bauherr:innenpreis 2024 Österreich ausgezeichnet.
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