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16.11.2018
Gebaut nach 50 Jahren
Schaudepot der Rostocker Kunsthalle von buttler und matrix
Die Rostocker Kunsthalle ist der einzige Neubau einer Kunsthalle der DDR-Moderne. In den 1960er-Jahren war sie nach Plänen von Hans Fleischhauer und Martin Halwas entstanden, 1969 eröffnete sie. Bereits damals hatten die Architekten einen Erweiterungsbau angedacht. Ende September – fast 50 Jahre später – konnte dieser nun als Schaudepot auch eröffnet werden. Entwurfsverfasser ist die ortsansässige buttler architekten GmbH. Ab der Ausführungsplanung hat die matrix architektur GmbH mitgewirkt. Beide bilden für den Neubau sowie für die Sanierung des Bestandsbaus eine Arbeitsgemeinschaft. Bauherrin ist die Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung Rostock KOE.
Nötig geworden war das Schaudepot, weil die Lagermöglichkeiten für die inzwischen 9.000 Kunstwerke ihre Kapazitätsgrenze im Bestand erreicht hatten. Möglich geworden war es durch Fördergelder des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“. Vier der fünf Millionen Euro Investitionskosten konnten darüber gedeckt werden. Zum Vergleich: 1969 kostete der heutige Bestandsbau vier Millionen Mark. Die lange Planungsgeschichte erscheint wie ein Pendant zur zeitgleich nach Plänen von Hanns Schönecker entstandenen Modernen Galerie in Saarbrücken, die 2017 einen Anbau nach Plänen von Kuehn Malvezzi Architekten (Berlin) erhalten hat.
Die bestehende Kunsthalle erstreckt sich auf 36 Meter im Quadrat, verteilt auf zwei Geschosse. Das Schaudepot misst 27 mal 27 Meter Seitenlänge und ist ebenfalls zweigeschossig. Beide Kuben sind als Archetypen ihrer Zeit zu verstehen. Der Bestand mit seiner Ziegelarchitektur, der Neubau aus Stahl und Sicherheitsglas. Verbunden sind sie über einen Glasgang. Die Reliefornamentik des Hauptgebäudes interpretierten die Architekten beim Neubau als Printornamentik auf den großen Glasflächen. Tagsüber reflektiert die Glasfassade die Umgebung des Parks am Schwanenteich. Bei nächtlicher Beleuchtung kommt sie optisch der Fassade des Bestandsgebäudes sehr nahe.
Im Innenraum befinden sich eine 18 Quadratmeter große Hebebühne, die Kunst bis maximal zwei Tonnen bewegen kann und eine Akklimatisierungszone für angelieferte Objekte. Mehr als vier Kilometer Wandheizung und eine „besonders gut gedämmte“ Gebäudehülle regulieren das Klima, heißt es von Seiten der Bauherren KOE. Die Besucherzahl ist auf 100 Personen gleichzeitig begrenzt.
Der Neubau für die Kunst mit seinen neuen Möglichkeiten tut der Rostocker Kulturszene gut. Ursprünglich als Ort der 1965 gestarteten Ostseebiennale geplant, sammelt und zeigt die Kunsthalle längst auch internationale Kunst. Zur Fortsetzung der Sammlungstätigkeit und zur Steigerung der eigenen Bekanntheit ist das Schaudepot ein gelungenes Projekt, nur noch übertroffenen von der Freude über die schlussendliche Errichtung des Gebäudes.
Mit dem Neubau des Depots ist zugleich der Startschuss für eine umfassende Renovierung der Kunsthalle gefallen. Diese wird durch Gelder des europäischen Fonds für regionale Entwicklung getragen. Dafür zieht die Kunsthalle ab 2020 zeitweilig in die Societät, das ehemalige Schifffahrtsmuseum in der August-Bebel-Straße.
Text: Tom Brennecke
Fotos: Thomas Ulrich, Maik Buttler
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Das alte Gebäude und der Neubau der Rostocker Büros buttler architekten und matrix Architektur bilden ein gelungenes Ensemble.
Die Reliefornamentik des Bestandsgebäudes von Hans Fleischhauer und Martin Halwas interpretierten die Architekten beim Neubau als Printornamentik auf den großen Glasflächen.
Bei nächtlicher Beleuchtung kommt die Fassade des Schaudepots dem Bestandsgebäude sehr ähnlich.
Das Schaudepot bietet klimatische Möglichekeiten, die den Besuch von bis zu 100 Personen gleichzeitig erlauben.
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