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16.06.2023

Zweiter Anlauf für ein zweites Headquarter

Sauerbruch Hutton planen in München


Bürohochhäuser sind für die Planer*innen von Sauerbruch Hutton bekanntes Terrain. Insbesondere mit charakteristischen Farbfassaden stechen die Gebäude hervor. So etwa die Hülle des GSW-Hochhauses in Berlin-Kreuzberg aus dem Jahr 1999, zu deren Rettung das Berliner Büro im vergangenen Jahr eine Petition startete. Auch in München haben die Architekt*innen einige Farbspuren hinterlassen, etwa mit dem Entwurf für das Museum Brandhorst oder den Firmensitz des ADAC, der als Hochhaus im Westen der Stadt 2012 realisiert wurde.

Nun planen Sauerbruch Hutton als Gewinnerteam eines Realisierungswettbewerbs für die Hypovereinsbank ein weiteres Bürogebäude in der bayerischen Landeshauptstadt. Zusammen mit den Landschaftsarchitekt*innen von MDP Michel Desvigne Paysagiste (Paris) soll das zweite Headquarter der Bank, genannt HQ2, bis 2027 realisiert werden. Allerdings sah der Plan für den Firmensitz im vergangenen Jahr noch deutlich anders aus, denn der Entwurf von Sauerbruch Hutton ist nicht der erste für das Areal.

Von vorn: Der aktuelle Hauptsitz der Hypovereinsbank – bekannt als HVB-Tower – stammt aus dem Jahr 1981 und überragt mit futuristischem Design den Münchener Stadtteil Bogenhausen. Entworfen haben ihn Bea und Walther Betz. Von 2013 bis 2016 wurde das Gebäude durch HENN (München) umfassend saniert, er konnte als Firmensitz der Bank erhalten bleiben. Bereits Ende der 1990er Jahre erwarb der Konzern jedoch ein zweites Grundstück am Haidenauplatz im Stadtteil Haidhausen direkt an der S-Bahnstation Leuchtenbergring – nur 1,6 Kilometer vom HVB-Tower entfernt. Früh gab es Pläne, dort einen zweiten Firmensitz als Hochpunkt mit Blickbeziehung zum Bestandsturm zu errichten, der anderweitig gemietete Flächen überflüssig macht. Doch die Pläne für eine Bebauung des vier Hektar großen Areals, das größtenteils einem Tochterunternehmen der HVB gehört, verzögerten sich aufgrund von Arbeiten an der zweiten Stammstrecke, für die die Deutsche Bahn an dieser Stelle Logistikflächen besetzt.

Inzwischen einigten sich Bahn und Bank darauf, das Areal in zwei Schritten zu entwickeln, wodurch auch Bewegung in die städtebauliche Planung kam. Zunächst soll auf dem nördlichen Teil zeitnah das neue Hochhaus der HVB entstehen. Hierfür stellte die Hypovereinsbank Ende 2021 Pläne von HENN vor, die auf dem Grundstück ein Gebäude aus gestapelten Glaskuben mit 72 Metern Höhe vorschlugen. Doch die Stadt widersprach und forderte einen Wettbewerb, an dem sich zehn Planungsteams beteiligten. Die Entscheidung traf eine zwölfköpfige Jury aus Architekt*innen sowie Vertreter*innen der Hypovereinsbank und der Stadt München unter der Leitung von Architekt Andreas Kühn zugunsten des Siegerteams von Sauerbruch Hutton samt ihres Entwurfs für ein inzwischen nur noch 60 Meter hohes Gebäude. Daneben gingen OMA (Rotterdam) mit Topotek 1 (Berlin) als Zweitplatzierte sowie Cino Zucchi Architetti (Mailand) mit West 8 (Rotterdam) als Drittplatzierte hervor. Bis auf die Pläne der Erstplatzierten wurde von Seiten der Bauherrschaft kein Material für eine Publikation freigegeben.

Entgegen früherer Bürogebäude von Sauerbruch Hutton zeigt der Entwurf für den zweiten Firmensitz der Hypovereinsbank kein auffälliges Farbenspiel in der Fassade, erinnert aber durch seine geschwungene Form an den ADAC-Firmensitz. Auf 34.500 Quadratmetern Bruttogrundfläche und insgesamt 14 Stockwerken planen die Architekt*innen offene Arbeitsbereiche um ein zentrales Atrium und zwei innenliegende Erschließungskerne. Die Arbeitsplätze sollen entlang der Fassade in offene oder zurückgezogenere Zonen gegliedert werden. Laut Pressemitteilung der Hypovereinsbank überzeugte der Entwurf vor allem durch seine „ressourcenschonende, hybride Bauweise und den höchsten Anteil an Photovoltaikflächen aller Wettbewerbsentwürfe”. Die gepriesene Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Fall unter anderem den Einsatz von Geothermie, Holz-Beton-Hybriddecken und einen Jahresenergieertrag durch die PV-Elemente von etwa 1,3 Gigawattstunden.

Parallel wurde im Wettbewerb ein Ideenteil zur städtebaulichen und freiraumplanerischen Entwicklung des Areals nach Abschluss der Bauarbeiten für die zweite Stammstrecke zugunsten des Münchner Büros allmannwappner und Terra Nova Landschaftsarchitektur entschieden. (sas)


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