In Düsseldorf will man noch immer hoch hinaus: Auf einem Grundstück an der Mercedesstraße soll – direkt neben dem städtebaulich bislang dominierenden ARAG-Hochhaus – ab 2010 ein neues, 120 Meter hohes Gebäude der Fishman Holding entstehen. Der Investor ließ – in Zusammenarbeit mit der Stadt Düsseldorf – ein ein von der ProStadt GmbH (Berlin) betreutes Gutachterverfahren über die Auftragsvergabe für das Hochhaus durchführen. Der Turm wird auf 35 Geschossen etwa 37.500 Quadratmeter Fläche für ein Viersterne-Hotel, ein Fitnesszentrum, Einzelhandels-, sowie Büro- und Wohnflächen anbieten, die Außenmaße des Gebäude betragen etwa 15 auf 68 Meter.
Zum Gutachterverfahren wurden sechs internationale Architekturbüros eingeladen: Bofinger & Partner, Wiesbaden; HPP Henrich-Petschnigg & Partner, Düsseldorf; KSP Engel und Zimmermann, Frankfurt/Main; Mecanoo Architecten, Delft; MYS Architects, Tel Aviv, und Sauerbruch Hutton Architekten, Berlin. Jetzt entschied sich das Gutachtergremium unter Vorsitz von Karl-Heinz Petzinka für den Entwurf von Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton, deren Handschrift an der farbigen Fassade unschwer abzulesen ist.
Die farbigen Glasverkleidungen enthalten in Düsseldorf aber auch die individuell einstellbaren, dezentralen Lüftungsmöglichkeiten des Gebäudes – diese Geräte werden somit zu einem prägenden Element der Fassadengestaltung, geben dieser eine Tiefe und Textur. Der regelmässige Rhythmus der Lüftungsgeräte wird aber noch von einem rein gestalterischen Muster überlagert.
Sauerbruch Hutton erläuterten ihren Entwurf so: „Da in diesem Stadtteil Düsseldorfs die Hochhäuser nicht Teil eines großen Clusters oder einer Skyline, sondern eher Einzelereignisse sind, bemüht sich dieser Entwurf, ein Maximum an städtebaulicher Plausibilität mit dem Bestand herzustellen: Der Vorschlag, dem neuen Hochhaus die gleiche Silhouette und Ausrichtung wie die des Arag-Hochhauses zu geben, zielt darauf ab, im Makro-Maßstab ein Höchstmaß an Wiedererkennbarkeit herzustellen. Durch ihre Doppelung werden die beiden Hochhäuser von der Bahn oder der Autobahn sofort als Zwillingspaar, von der Münsterstraße aus als Tor gelesen. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich bei dem Hochhauspaar jedoch um zweieige Zwillinge. Während der ARAG-Turm mit seiner tektonischen Massivität feste Solidität ausstrahlt, soll die neue Hochhausscheibe Eleganz und Leichtigkeit zum Ausdruck bringen.“
Das Gutachtergremium folgt dieser Erläuterung weitgehend und schreibt zur Begründung seiner Entscheidung: „Ohne Kunstgriffe entwickeln die Entwerfer eine deutlich vertikale Struktur, die sich mit einer angegliederten Sockelbebauung sehr selbstverständlich in die umgebende Blockstruktur einbindet. Höhenentwicklungen und Abstand des Sockels zur benachbarten Bestandsbebauung bedürfen gleichwohl einer Überprüfung.
Die städtebaulich gute Positionierung des Hauses löst zum Teil windtechnische Erfordernisse, indem das Haus parallel zur Hauptwindlast gestellt ist. Die Komposition des Hochhauses mit dem überzeugend angesetzten Sockelbau führt zu einem Vorplatz, der alle Funktionen gut erschließt.“
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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mih | 02.10.2008 18:02 UhrUeberzeugt!
...wer das Museum in Muenchen gesehen hat, bemerkt, dass sha inzwischen subtiler mit Farbe und Form umgehen als noch vor ein paar Jahren...
...dass die Entwuerfe dadurch etwas weniger zeichenhaft werden und mehr von ihrer physischen Praesenz leben, ist eine erfrischende architektonische Haltung. Zu oft ist inzwischen Architektur auf ihre bildhafte Wirkung reduziert...
Gratulation zu diesem Entwurf, ohne Frage deutlich besser als alle Mitbewerber.