Zwar steht Botschaften oft viel Fläche zu Verfügung, wenn aber die Residenz des Botschafters und der Verwaltungsapparat auf einem Grundstück stehen, kann es eng werden. Zum Beispiel in der brasilianischen Botschaft in Santiago de Chile, wo Bauteile aus verschiedenen Zeiten um einen Garten arrangiert sind. Die in Madrid und Santiago ansässigen Architekten Ipiña + nieto haben die Anlage gemeinsam mit Ossa Arquitectura (Santiago) 2017 saniert und erweitert. Ziel war es, die einzelnen Bauten klarer voneinander zu trennen und zugleich optisch zu verbinden – eine widersprüchliche Absicht, die in den Plänen jedoch verständlich vermittelt und räumlich überzeugend umgesetzt wurde.
Bereits 1872 beauftragte der chilenische Politiker und Industrielle Maximiliano Errázuri den italienischen Architekt Eusebio Chelli mit der Planung eines Gebäudes. Heute als Palacio Errázuriz bekannt, wurde dieses 1941 von der brasilianischen Regierung erworben und ein Jahr später zur Residenz des Botschafters umfunktioniert. In diesem Zeitraum wurde ein weiteres Gebäude für die Botschaftsverwaltung hinzugefügt. Dieses orientiert sich stilistisch am italienischen Klassizismus des Bestands und sucht über den Garten hinweg einen Dialog zu diesem.
Die Architekten sanierten nun den alten Palast und passten ihn für den derzeitigen Botschafter an. Der zur Straßenseite angrenzende Pavillon wurde entkernt und zu einem Kulturzentrum umgebaut. Zu beiden Seiten der Kanzlei sind neue Bauteile entstanden, zum einen erweitern sie die Kapazitäten, zum anderen integrieren sie eine unterirdische Parkgarage.
Entlang dieser Strukturen ist eine neue Grenze entstanden. Sie erstreckt sich zwischen der Kanzlei, deren Büroräume und öffentlichen Bereiche zum Garten orientiert sind, und der Residenz und passt sich der Topographie des Gartens an. Außerdem formt sie halbinnen und halbaußen liegende Räume, die flexibel nutzbar sind. Durch die Kiefernholzlattung der räumlich gewordenen Zone zwischen Kanzlei und Garten schaffen die Architekten für Besucher und Mitarbeiter eine optische Verbindung zum Grün und schützen die Privaträume der Residenz zugleich vor direkten Einblicken. Die permeable Holzwand, die auch einen positiven Aspekt für das Raumklima in den Büros einbringen soll, trägt überdies zur homogenen Erscheinung der Anlage bei. (rc)
Fotos: Pablo CasalsAguirre