Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Kabelwerke Brugg (heute Brugg AG) wurde 1957 nach Plänen der Architekten Carl Froelich (Brugg) und Hans Kündig (Zürich) realisiert. Das unter Schutz stehende Nachkriegsgebäude gilt heute als Baudenkmal von kommunaler Bedeutung. Nach dem Auszug der Verwaltung in den neuen Unternehmenssitz der Brugg AG wurde die Umnutzung vom ortsansässigen Büro Tschudin Urech Bolt Architekten geplant.
Das Gebäude, das im Auftrag von Brugg Immobilien umgebaut wurde, war zu Zeiten seiner Errichtung nicht nur Aushängeschild des florierenden Unternehmens und der wachsenden Metall- und Maschinenindustrie im Kanton Aargau. Es gehört auch zum Bauinventar der Kantonalen Denkmalpflege und ist in der 2008 veröffentlichten Liste der „100 typischen Bauten der Fünfziger- und Sechzigerjahre“ des Schweizer Heimatschutzes aufgeführt.
Anstelle der Kabelwerke ist der Verein Lernwerk als neue Mieterin eingezogen. Im Gegensatz zum Namen unterscheidet sich die Nutzung deutlicher: Zu den Aufgaben des Vereins zählt neben der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen die Unterstützung von Jugendlichen bei der Suche nach Ausbildungsplätzen. Dafür stehen in dem sanierten Hochhaus nun 3.300 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Als Zentrale des Vereins, der auch über eigene Werkstätten verfügt, sind hier Arbeitsplätze sowie Kurs- und Beratungsräume untergebracht. Die Gebäudekosten (BKP 2) für den Umbau werden vom Büro mit 7,8 Millionen Schweizer Franken beziffert.
Aufgrund seiner besonderen Grundrissgestaltung verfügt der Achtgeschosser über zwei Bürotrakte, die oberhalb des gemeinsamen Sockels leicht schräg zueinander angeordnet sind. Getrennt werden sie durch ein vollständig verglastes und trapezförmiges Treppenhaus. Im Erdgeschoss wird dieses über einen vorgesetzten Eingangsbereich erschlossen und oberhalb der Dachterrasse endet es mit einem filigranen, auskragenden Dach. Entsprechend der denkmalpflegerischen Vorgaben konnte die besondere Gebäudestruktur erhalten werden. Neu eingezogene Trennwände wurden laut Büro an den bestehenden Fensterachsen ausgerichtet. Details wie etwa die erneuerte Farbgestaltung oder die Erhöhung der Treppengeländer orientieren sich am Original.
Auch beim notwendigen Ersatz der Gebäudefassaden sollte die Wirkung des Bestandes erhalten bleiben. Hierfür wurden die zur Entstehungszeit typischen Fensterprofile durch eigens angefertigte schmale Aluminiumrahmen nachempfunden, die gleichzeitig die Anforderungen an Dämmung und Windlasten erfüllen mussten. Die charakteristischen Fassadenelemente aus Verde Alpi Marmor wurden ebenfalls erneuert.
„Inspiration für die architektonische Auffrischung war das bestehende Gebäude selbst und die unzähligen, sorgfältig ausgearbeiteten Details“, heißt es von Seiten des Büros. Entsprechend galt es, „ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bewahren und Erneuern“ zu erreichen. Wobei die Erneuerung des Gebäudes nicht nur aufgrund von Umnutzung und energetischer Optimierung, sondern auch in Folge asbesthaltiger Materialschichten erforderlich war.
Das Projekt ist zugleich ein Baustein der aktuellen Gebietsentwicklung rund um den Bahnhof Brugg, zu dem auch das Areal des Industrieunternehmens gehört. Die Stadt Brugg und die Gemeinde Windisch planen das Gebiet zu einem gemischten Quartier zu entwickeln. Laut Tschudin Urech Bolt komme der Umnutzung dabei die Rolle eines Begegnungsortes zu. (sla)
Fotos: Kuster Frey
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Sieben | 05.10.2023 10:23 UhrFenster
Hier wurde gezeigt, dass man auch ein Gebäude mit "asbesthaltigen Schichten" sanieren kann!
Fast überall werden die Formen der 1950er Jahre bewahrt oder berücksichtigt, aber die neuen sehr schlanken Fensterformate stören das sonst positive Erscheinungsbild.